Geburtshilfe Frauenheilkd 2013; 73 - P53
DOI: 10.1055/s-0033-1347825

Die Fruchtwasserembolie, „Sphinx“ der Geburtshilfe?

S Rauber 1, S Michaelis 1, N Kammerbauer 1, F Kainer 1
  • 1Frauenklinik Hallerwiese, Nürnberg

Fragestellung: Die Fruchtwasserembolie ist ein sehr seltenes Ereignis, aber trotzdem eine der wichtigsten Ursachen mütterlicher und auch kindlicher Letalität. Eine zuverlässige prä oder postpartale Diagnose ist immer noch schwierig und klinisch geprägt. Anhand von einem Fallbericht mit einer ausführlichen Literaturrecherche wurde der aktuelle Stand der Diagnose und Therapie bewertet. Methodik: Fallvorstellung und Literaturrecherche. Ergebnisse: Bei einer 28-jährigen Zweitgebärenden mit 39+6 SSW kam es nach einer unauffälligen Eröffnungsperiode bei einer MM-Weite von 5 cm zum Herzstillstand. Unter Reanimationsbedingungen wurde die Notsektio durchgeführt. Nach erfolgreicher Reanimation wurde im Echokardiogramm eine Rechtsherzbelastung festgestellt. Aufgrund der zunächst therapieresistenten sekundär auftretenden Gerinnungsstörung mit atonischer Blutung wurde die Hysterektomie durchgeführt. Patientin und Kind konnten gesund entlassen werden. Neue Daten über Pathophysiologie, mögliche diagnostische Laborparameter verbessern unser Verständnis des Phänomens Fruchtwasserembolie. Trotzdem gibt es noch kein schlüssiges Therapiekonzept. Sichere Erkenntnisse hinsichtlich der Diagnostik werden durch methodische Schwierigkeiten bei den Studien (unterschiedliche Einschlusskriterien, prä- und postmortale Diagnosekriterien, niedrige Inzidenz, etc.) erschwert. Schlussfolgerung: Es gibt derzeit kein einheitliches Konzept für die Therapie der Fruchtwasserembolie. In der Literatur finden sind hauptsächlich Fallberichte. Da prospektive Untersuchungen schwer durchführbar sind wäre eine weltweite Koordination der Fallstudien wünschenswert. Neben der kardiopulmonalen Akutbehandlung ist die Prognose wesentlich von einem effizienten Gerinnungsmanagement abhängig.