Geburtshilfe Frauenheilkd 2013; 73 - P44
DOI: 10.1055/s-0033-1347816

Die klinische Bedeutung der sonographischen Diagnose einer isolierten singulären Nabelschnurarterie: Besteht ein erhöhtes Risiko für ein schlechtes Schwangerschaftsoutcome?

M Mailath-Pokorny 1, D Bettelheim 1
  • 1Medizinische Universität Wien, Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Abteilung für Geburtshilfe und feto-maternale Medizin

Fragestellung: Bei 0,5 – 1% aller Schwangerschaften (SS) zeigt sich im Rahmen einer pränatalen Ultraschalluntersuchung eine singuläre Nabelschnurarterie (SUA). Die Bedeutung einer SUA wird in der Literatur kontroversiell diskutiert. Einige Studien zeigten ein erhöhtes Risiko für intrauterine Wachstumsretardierung in Zusammenhang mit chromosomalen Störungen und kongenitalen Malformationen. Allerdings zeigt die Literatur wenige Daten über das Schwangerschaftsoutcome bei euploiden Feten mit isolierter SUA. Ziel dieser Studie war es daher zu untersuchen, ob das Vorhandensein einer isolierten SUA einen Risikofaktor für ein schlechtes Schwangerschaftsoutcome darstellt. Methodik: In dieser retrospektiven Studie wurden 136 Feten mit einer isolierten SUA eingeschlossen. Dieses Patientenkollektiv wurde mit einer Kontrollgruppe von Feten (n = 500) verglichen, bei denen im Rahmen einer pränatalen Ultraschalluntersuchung zwischen der 20 – 22 SS-Woche keine SUA diagnostiziert worden war. Neben deskriptiver Statistik wurden Chi-Quadrat-Tests und T-tests durchgeführt um einen möglichen Zusammenhang zwischen dem Vorhandensein einer SUA und einem schlechten Schwangerschaftsoutcome (niedriges Geburtsgewicht, Frühgeburtlichkeit) zu untersuchen. Ergebnisse: Das Vorhandensein einer SUA war mit einer kürzeren SS-Dauer assoziiert. Die mittlere (Standardabweichung [SD]) SS-Dauer betrug in der SUA Gruppe 38,7 (3,4) Wochen verglichen mit 39,5 (2,2) Wochen in der Kontrollgruppe (p = 0,002). Die Rate an Frühgeburten vor der 34. SS-Woche betrug in der SUA Gruppe 6,6% verglichen mit 1,4% in der Kontrollgruppe (p = 0,002). Das Vorhandensein einer SUA war mit niedrigem Geburtsgewicht assoziiert. Das mittlere (SD) Geburtsgewicht betrug in der SUA Gruppe 2942,5 (783,7) Gramm verglichen mit 3243,7 (585,6) Gramm (p < 0,001) in der Kontrollgruppe. Die Rate an Feten mit einem Geburtsgewicht unter der 3. Perzentile betrug in der SUA Gruppe 15,4% verglichen mit 1,8% in der Kontrollgruppe (p < 0,001). Feten mit einem Geburtsgewicht unter der 10. Perzentile zeigten sich in der SUA Gruppe zu 20,6% verglichen mit 4,4% in der Kontrollgruppe (p < 0,001). Schlussfolgerung: Bei Feten mit isolierter SUA lässt sich ein signifikant erhöhtes Risiko eines niedrigen Geburtsgewichtes, sowohl < 3. Perzentile, als auch < 10. Perzentile nachweisen. Isolierte SUA ist außerdem mit einer erhöhten Rate an Frühgeburtlichkeit assoziiert. Dieser Zusammenhang sollte in prospektiven Studien weiter untersucht werden.