Geburtshilfe Frauenheilkd 2013; 73 - P41
DOI: 10.1055/s-0033-1347813

Einsatz eines point-of-care testing (POCT) device zur Messung von Laktat in der Kreissaalüberwachung

IC Lakovschek 1, P Reif 1, J Haas 1, U Lang 1, W Schöll 1
  • 1Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Medizinische Universität Graz

Fragestellung: Die Mikroblutuntersuchung (MBU) mittels pH-Wert-Bestimmung hat seit langem einen fixen Platz in der Feststellung einer fetalen Azidose. In den letzten Jahren hat sich die Diagnostik erweitert, sodass die Konzentrationen von Laktat als Indikator einer Hypoxie, insbesondere in Hinblick auf die Unterscheidung zwischen respiratorischer und metabolischer Azidose zunehmend an Bedeutung gewinnt. Die alleinige Laktat-Messung mittels POCT-Geräten benötigt nur ein minimales Blutvolumen, was insbesondere bei schwieriger Probengewinnung im Rahmen von MBUs zu einer deutlichen Reduktion von frustranen Abnahmeversuchen führen kann. Das Ziel dieser Studie ist ein Vergleich der Laktat-Messergebnisse eines POCT devices (StatStrip Lactate, Nova Biomedical, Waltham, MA) mit dem derzeit im Kreissaal der UFK Graz im Einsatz befindlichen Standardgeräts (ADL 800 flex, Radiomet; Copenhagen, Denmark). Methode: Im Rahmen einer prospektiven Vergleichsstudie werden zwischen 10/2012 u. 03/2013 350 Blutproben ausgewertet. Diese umfassen 150 arterielle u. 150 venöse Nabelschnurproben sowie 50 fetale Scalpblut-Proben von Patientinnen, welche an der UFK Graz entbinden. Auf Basis der ersten 200 Probenergebnisse erfolgte eine Zwischenauswertung. Mit den abschließenden Ergebnissen ist bis 05/2013 zu rechnen. Vor Studienbeginn erfolgte eine präklinische Testreihe, die zu einer Messwertanpassung von +0,5 mmol/L am Testgerät führte. Ergebnisse: Von 200 Proben lagen in 20 (10%) Fällen Probenfehler bzw. ungenügende Probenvolumen vor, sodass 180 (90%) vollständige Datensätze zur Auswertung kamen. Es wurden 96 arterielle, 63 venöse u. 21 MBU-Ergebnisse analysiert. In der Gesamtauswertung sowie in den Auswertungen der Subgruppen zeigten sich bei einem Konfidenzintervall von 95% keine signifikanten Messabweichungen (p = 0,78). Eine minimale systemische Differenz von -0,1mmol/L wurde detektiert. Die Abbildung zeigt die Verteilung der Messwerte.

Abb. 1

Diskussion: Das getestete POCT Gerät liefert valide Messergebnisse, die für die klinische Beurteilung einer fetalen Azidose auf Basis des Laktatwertes herangezogen werden können. Der Vorteil dieser Methode liegt in dem niedrigen Probenvolumen (0,6µL), der leichten Handhabung sowie der kurzen Auswertungszeit. Bisher publizierte Daten sprechen für eine stärkere Einbindung fetaler Laktatwerte in die geburtshilfliche Überwachung. Inwieweit Laktat-Messungen in Zukunft die bisherige Beurteilung mittels pH-Wert ablösen werden, lässt sich derzeit jedoch nicht abschätzen. Da keine standardisierten Testverfahren zum Abgleich der Laktatwerte mit bestehenden Systemen vorliegen, ist vor dem klinischen Routine-Einsatz eine Adaptierung der Ergebnisse des POCT Geräts zur Vermeidung von systemischen Fehlern sinnvoll.