Aktuelle Dermatologie 2013; 39(12): 509-512
DOI: 10.1055/s-0033-1344648
Von den Wurzeln unseres Fachs
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Naturgetreue Objekte? Die Hamburger Moulagen im Kontext ihrer Zeit

Lifelike Models? The Hamburg Moulages in the Context of their Periods
A. Zare
Institut für Geschichte und Ethik der Medizin, Zentrum für Psychosoziale Medizin, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
,
H. Eßler
Institut für Geschichte und Ethik der Medizin, Zentrum für Psychosoziale Medizin, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
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Publication Date:
26 August 2013 (online)

Zusammenfassung

Wer sie erstmals zu Gesicht bekommt, ist meist verblüfft von ihrem Realismus: Wachsmoulagen vermögen Krankheitsbilder bis ins Detail nachzubilden. Ähnlich wie Fotografien gelten sie als „naturgetreue“ Abbilder der Patient(inn)en. In gleichem Maße stellen auch Moulagen jedoch Inszenierungen dar. Als Lehrmittel der Medizin verkörpern sie den individuellen Patienten, sollen jedoch zugleich auf das Typische fokussieren. Ihre Präsentationsform – eingerahmt in weißer Stoffeinfassung auf einem schwarzen Holzträger – etablierte sich im europäischen Raum weitgehend einheitlich. Der Vergleich verschiedener Sammlungen offenbart jedoch auch ästhetische Unterschiede. Augenscheinlich wird dies in der Moulagensammlung des Medizinhistorischen Museums Hamburg. Zusammengeführt aus mehreren ursprünglich eigenständigen Sammlungen, unterscheiden sich die Stücke in ihrer jeweiligen Darstellungsweise.

Abstract

Who gets to see them for the first time, is usually astounded by their realism: Wax moulages are able to replicate diseases in detail. Much like photographs, they are considered “lifelike” images of the patients. To the same extent moulages constitute designed creations. As teaching aids of medicine they embody the individual patient, but should also focus on what is typical. Their form of presentation – framed in white fabric edging on a black wooden board – established largely uniform in Europe. However, the comparison of different collections also discloses aesthetic differences. This is evident in the moulage collection of Museum of Medical History in Hamburg. Merged from several originally distinct collections, the pieces differ in their specific workmanship.

 
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