Differenzierung unklarer Stenosen der Gallenwege durch die direkte retrograde Cholangioskopie (DRC)

Einleitung: Bei etwa der Hälfte aller Patienten mit unklaren Gallenwegsstenosen ist auch durch Kombination von Sonografie, Schnittbildgebung, ERCP und Zytologie eine Beurteilung der Dignität nicht möglich. Die direkte retrograde Cholangioskopie (DRC) ermöglicht eine direkte makroskopische Beurteilung und gezielte bioptische Sicherung.

Patienten und Methoden: Patienten mit Gallenwegsstenosen unklarer Dignität wurden konsekutiv mit einer DRC untersucht und retrospektiv analysiert sowie im Verlauf kontrolliert. Die DRC erfolgte unter Verwendung ultradünner Gastroskope (GIF-XP 180 oder GIF-N180; Olympus Medical, Tokyo, Japan). Erfasst wurden die Verdachtsdiagnosen vor und die Diagnose nach DRC, das histologische Ergebnis einer Biopsieentnahme während der DRC bzw. postoperativ sowie das Ergebnis der Nachbeobachtung.

Ergebnisse: 24 Patienten wurden in die Studie eingeschlossen, und es erfolgten insgesamt 41 (Median 1,6; Bereich 1 – 8) DRCs. Die DRC ermöglichte bei 22 von 24 (91%) Patienten die korrekte Vorhersage der Dignität der Gallenwegsstenose (Tabelle 1). In 17/24 Patienten gelang es eine Biopsie zu entnehmen, die in 14/17 Fällen eine korrekte Diagnose zuließ. Bei einem Patienten gelang keine Intubation der Gallenwege mit dem ultradünnen Gastroskop.

Schlussfolgerung: Die DRC ermöglichte es bei über 90% der untersuchten Patienten, die Dignität von unklaren Gallenwegsstenosen korrekt vorherzusagen. Sie stellt damit eine wertvolle Ergänzung in der Diagnostik unklarer Gallengangsstenosen dar.

Tabelle 1: Diagnosestellung bei unklarer Dignität

n	Diagnose vor DRC	Diagnose nach DRC	Biopsie	Verlauf
1	Unklare Gallenwegsstenose	Maligne Stenose	Malignität	Maligne Stenose
6	Unklare Gallenwegsstenose	Maligne Stenose	Negativ	Maligne Stenose
15	Unklare Gallenwegsstenose	Benigne Stenose	Negativ	Benigne Stenose
1	Unklare Gallenwegsstenose	Maligne Stenose	Negativ	Benigne Stenose