Endoskopie heute 2013; 26 - FV26
DOI: 10.1055/s-0033-1333970

Gallenwegsmykosen: Entwicklung eines Algorithmus zur Diagnostik und Therapie

P Lenz 1, F Eckelskemper 1, TJ Erichsen 2, TO Lankisch 2, A Dechêne 3, G Lubritz 4, T Beyna 1, H Ullerich 1, A Schmedt 1, F Lenze 1, D Domagk 1
  • 1Universitätsklinikum Münster, Medizinische Klinik und Poliklinik B, Münster, Germany
  • 2Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie, Hannover, Germany
  • 3Universitätsklinikum Essen, Klinik für Gastroenterologie und Hepatologie, Essen, Germany
  • 4Universitätsklinikum Münster, Institut für Medizinische Mikrobiologie, Münster, Germany

Einleitung: Bei Gallenwegsstenosen und konsekutiver Cholestase sind häufig Cholangitiden oder gar Cholangioseptitiden die Folge. In der mikrobiologischen Analyse der Gallenflüssigkeit sind dabei Pilze vermehrt in den letzten Jahren beobachtet worden. Ziel dieser Studie war die Entwicklung und Erprobung eines Algorithmus zur Diagnostik und Therapie dieser Gallenwegsmykosen.

Methodik: 127 Patienten wurden in dem Studienzeitraum (07/2011 – 07/2012) eingeschlossen (ClinicalTrials.gov Identifier: NCT01109550) und entsprechend dem o.g. Algorithmus prozessiert (Bild 1).

Abb. 1

Ergebnis: In 38 von 127 Patienten wurden Candida-Spezies in der Galle nachgewiesen (29,9%). 37% der Candida-Subspezies müssen als kompliziert betrachtet werden (C. glabrata, tropicalis, dubliensis). Als Risikofaktoren konnten Alter, Immunsuppression und eine Langzeittherapie mit Antibiotika (> 7 Tage) identifiziert werden (p < 0,05). Acht Patienten wurden antimykotisch entsprechend dem Algorithmus mit einem Echinocandin behandelt. Eine invasive Mykose konnte histologisch belegt werden – ohne positiven Nachweis in der Galle. Ein signifikanter Zusammenhang zwischen positivem oralen und enteralen Pilznachweis und einer Gallenwegsmykose konnte nicht nachgewiesen werden. Eine vorangegangene ERCP (p = 0,425) oder endoskopische Papillotomie (p= 0,432) scheint nicht iatrogen ursächlich. In keinem Fall wurde Candida in der Blutkultur nach ERCP nachgewiesen.

Schlussfolgerung: Candida und vor allem seine potentiell resistenten Subspezies werden häufig in der Galle von Patienten mit Gallenwegserkrankungen gefunden. Der vorgeschlagene Algorithmus zur Diagnostik und Therapie der Gallenwegsmykose scheint umsetzbar. Fraglich bleibt, ob eine transpapilläre Biopsieentnahme zur Diagnosesicherung erforderlich ist.