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DOI: 10.1055/s-0033-1333962
Alle diagnostischen und therapeutischen Eingriffe an einem neuartigen ERCP-Trainingsphantom
Einleitung & Problemstellung: Im Bereich von Ausbildung und Training liegt ein zunehmendes und gravierendes Problem der ERCP.
Es bedarf als Alternative zum ohne Zweifel unethischen Lernen am Patienten eines anatomisch korrekten Trainingsmodells, das unlimitierte Wiederholung aller Interventionen ermöglicht, keine Hygienebeschränkungen hat und den Einsatz von herkömmlichem Equipment erlaubt.
Die bislang vorhandenen Trainingsmodelle erfüllen diese Forderungen nicht: Das Training am lebenden Schwein ist mit sehr hohen Kosten und Organisationsaufwand verbunden und zudem ethisch problematisch. Entscheidende Nachteile sind außerdem eine vom Menschen abweichende Anatomie und die Limitierung der Interventionen. Dasselbe gilt für Biomodelle, die zudem unter mangelnder Ästhetik leiden und hygienisch bedenklich sind. Einfache Plastikmodelle lassen Realitätsnähe und die entscheidende Haptik vermissen. Letzteres gilt auch für Computermodelle, die außerdem extrem teuer und nur bedingt realitätsnah sind.
Methodik & Ergebnis: Es wurde ein aus Kunststoffen und künstlichen Geweben aufgebautes Hands-on-Phantom entwickelt, das der aus Patientendaten generierten menschlichen Anatomie exakt entspricht und eine nahezu patientenidentische Haptik bietet. Durch variablen Austausch einzelner Module ist jeder Trainingsschritt beliebig oft wiederholbar. Endoskopisch und radiologisch zugänglich sind der gesamte obere GIT, das Gallengangsystem (bis in die Gänge 3. Ordnung) und der Pankreasgang.
Die getrennte Sondierung beider Gangsysteme (neuerdings sogar ohne Röntgendurchleuchtung mit virtuellem Röntgengerät und -bild!) kann ebenso hands-on trainiert werden, wie Papillotomien in allen Varianten, Stenosetherapien mit Bougierung, Ballondilatation, Platzierung von Plastik- und Metallstents sowie Steintherapie (Lithotripsie, Extraktion etc.). In der weiteren Entwicklung sind u.a. Blutungssimulation bei der Papillotomie sowie Pankreas-Eingriffe.
Schlussfolgerung: Das neue Tübinger Hands-on-Phantom stellt eine neue Qualität von Trainingsmodellen für die ERCP dar und bietet:
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nachhaltige Trainingseffekte durch exakte menschliche Anatomie,
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realistische Oberflächeneigenschaften und Haptik,
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hygienisch und ethisch unbedenkliches Phantom (tiermaterialfrei!),
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modularen Aufbau für Wiederholungen und optimierte Didaktik sowie
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Röntgensimulation zur Vermeidung von Strahlenbelastung.