Endoskopie heute 2012; 25(4): 257
DOI: 10.1055/s-0032-1330419
Editorial
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Krankenhaus der Zukunft

Hospital of the Future
T. Wittenberg
Further Information

Publication History

Publication Date:
17 December 2012 (online)

Auch dieses Jahr beinhaltet die 4. Ausgabe von „Endoskopie Heute“ einen Rückblick auf das Symposium „Krankenhaus der Zukunft“, dass in diesem Jahr zum 8. Mal im Rahmen der DGE-BV Jahrestagung im März 2012 in München stattfand. Diese interdisziplinäre Veranstaltung wird seit vielen Jahren gemeinsam von der Deutschen Gesellschaft für Endoskopie und Bildgebende Verfahren (DGE-BV), der Deutschen Gesellschaft für Biomedizinische Technik im VDE (DGBMT), der Fraunhofer Gesellschaft (FhG) sowie der Society for Medical Innovation and Technology (SMIT) organisiert und veran­stal­tet, und hat zum Ziel, den Dialog zwischen klinischen Anwendern auf der einen Seite und den technischen Entwicklern auf der anderen anzuregen und zu vertiefen. Das Kernthema des diesjährigen Workshops lautete „Innovationen im OP: Robotik, Photonik und Tissue Enginee­ring“ und versuchte damit, verschiedene aktuelle Trends von potenziellen Technologien für den Einsatz in Operationsszenarien aufzugreifen und aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu beleuchten.

Die medizinische Robotik erfährt derzeit eine Renaissance, bei der beispielsweise die telema­ni­pulatorgestützten Prostata-Operationen durch die DaVinci-Systeme der Fa. Intuitive Surgical Inc. nahezu flächendeckend in den USA und einigen europäischen Ländern genutzt werden. Während jüngste Kosten-Nutzen-Analysen der robotergestützten Ein­grif­fe auf einige Vorteile dieser Technologie hinweisen, ist jedoch die klinische Evidenz für diese Opera­­tionstechnik noch nicht eindeutig gesichert. Während des Workshops wurden entsprechend potenzielle Alternativen zu dem DaVinci-System aus dem Bereich der Leicht­baurobotik für die Chirurgie vorgestellt, die aufgrund ihres neu­artigen Designs und ihrer innovativen technischen Möglichkeiten in naher Zukunft für derartige telemani­pu­lato­ri­sche Eingriffe eine Unterstützung bieten könnten. Gleichermaßen greift der Beitrag „Mecha­tro­nische Assistenz im miniaturisierten Operationsraum“ dieses Thema der Assistenzsysteme auf und weist neue Wege für minimalinvasive Eingriffe im Bereich der HNO-Heilkunde auf. Da sich das Instrumentarium für derartige Eingriffe in Zukunft noch weiter minia­turisieren lässt, könnten zukünftige Aktuaren nicht mehr mittels Bowdenzügen, sondern elektronisch gesteuert werden. Gleichermaßen lässt sich bei diesem Prinzip der Sterilraum vom OP auf das direkte Umfeld des Patienten verlegen.

Der Bereich der Photonik in der Medizin macht derzeit große Fortschritte. Zum Beispiel erlauben neue Laserquellen mit hoher Energie, hohen Pulsraten und erweiterten Wellenlängen­bereichen bei reduzierter Bauweise erweiterte Möglichkeiten in Diagnostik und Therapie. Die Arbeit „Stand der Technik und klinische Anwendungen der konfokalen Laser-Endomikroskopie“ beschreibt deren Einsatz in der Gastroenterologie für den Einsatz einer sog. „In-vivo Histo­logie“ während einer endoskopischen Untersuchung im Gastro­intes­ti­naltrakt. Der Beitrag erläutert die tech­nischen Aspekte der konfokalen Lasermikroskopie, die auf diesem Prinzip aktuell verfügbaren Messsysteme und gibt einen Überblick über klinische Studien für die In-vivo-Diagnostik gastrointestinaler Er­krankungen. Ebenfalls dem Bereich der Photonik zuzuordnen ist der Beitrag „Raman Spektroskopie – Der Weg zu einer label­freien biomedizinischen Diagnostik“ , der sich mit der Anwendung von Raman-Techno­logien für biomedizinische Fragestellungen befasst. Heraus­ragende Eigenschaften dieser Ent­wick­lungen sind ihre Kontaktfreiheit zum Gewebe und die schnelle, präzise und zerstörungsfreie Analyse von molekularen Prozessen in Zellen, ohne diese zu zerstören. Diese Arbeit beschreibt verschiedene Anwen­dungsmöglichkeiten für die Biomedizinische Technik und geht dabei speziell auf Methoden wie SERS (surface enhanced Raman scattering) und TERS (Tip-enhanced Raman spectro­scopy), bei­spielsweise für den Nachweis von Mikroorganismen, ein.

Auf den dritten Aspekt, dem „Tissue Engineering“ mit den Möglichkeiten der dedizierten Erstellung von Gewebe als Implantat oder Organersatz, geht die Arbeit „Zell-basierte Implantate in der Herzchirurgie – Chancen und Hürden einer zukunftsweisenden Tech­nologie“ ein. Dieser Beitrag beschreibt Beispiele für die Erstellung von zellbasierten Konstrukten aus dem Bereich der Herzchirurgie, und zwar die Entwicklung einer Fibrin-basierten Herzklappe, eines sog. „Vascular Composite Graft“ sowie eines „BioStents“. Gleichermaßen zeigt dieser Aufsatz die Hürden und notwendige Schritte auf, die derzeit noch existieren, um solche zukunftsweisende Technologien vom Tiermodell bis zum Einsatz im Patienten weiterzuentwickeln.

Ich freue mich, Ihnen mit diesen technologieorientierten Beiträgen in dieser Ausgabe von „Endoskopie Heute“ wieder eine etwas futuristisch anmutende Perspektive auf die Endoskopie und die damit verbundenen zukünftigen Möglichkeiten von Diagnose und Intervention nahebringen zu können. Ich hoffe, dass diese Beiträge Ihnen neue Ideen und Einsichten vermitteln und die interdisziplinäre Kooperation zwischen Ärzten und Ingenieuren verstärken können. Viele neue Erkenntnisse beim Lesen wünscht Ihnen Ihr

Thomas Wittenberg

Im Dezember 2012

Zoom Image