Klin Monbl Augenheilkd 2012; 229 - R34
DOI: 10.1055/s-0032-1327160

Augenverletzungen im Kindesalter

HG Struck 1
  • 1Halle/Saale

Augenverletzungen im Kindesalter sind überproportional häufig besonders schwerwiegend und bilden die Hauptursache für eine einseitige Erblindung. Oft ist nur eine falsche oder unklare Anamnese zu erheben und die Untersuchung durch mangelnde Kooperation erschwert. Als prognostisch ungünstig gelten Feuerwerks-, Wurfgeschoss- und offene Bulbusverletzungen sowie eine nachfolgende Netzhautablösung. Bei der chirurgischen Versorgung sind besonders bis zum 4. Lebensjahr die morphologischen Besonderheiten wie das weniger stabile Hornhautgewebe, die elastische Linsenkapsel sowie der festere und adhärentere Glaskörper zu berücksichtigen. Auch ist hier die Gefahr der Amblyopie am größten. Zu den Notfällen höchster Dringlichkeit gehören die Verätzung oder Verbrennung des Auges (bis zum 4. Lebensjahr 60% im häuslichen Bereich!), offene Bulbusverletzungen (Lazeration und Ruptur) sowie die Bulbusprellung. Hier sind Besonderheiten der „Erste Hilfe“-Maßnahmen und des chirurgischen Vorgehens im Notdienst zu beachten. Verletzungen der Augenanhangsgebilde wie der Lider und Tränenwege sowie der Bulbuswand haben eine hohe Dringlichkeit und bedürfen einer baldmöglichen fachärztlichen Versorgung. Bei Schädel-Hirn-Traumen können direkte Augenverletzungen wie okuläre Blutungen (Terson-Syndrom) oder indirekte visuelle Folgen wie die Purtscher-Retinopathie auftreten. Orbitafrakturen führen bei Kindern zu einer stärkeren Verbiegung der Knochen und damit eher zu einer Gewebeeinklemmung (Blow-out-Fraktur).

Insgesamt haben Kinder ein höheres Augenverletzungsrisiko als Erwachsene. Abweichende Unfallcharakteristika müssen bei der Diagnostik und der operativen Versorgung berücksichtigt werden.