Klin Monbl Augenheilkd 2012; 229 - D27
DOI: 10.1055/s-0032-1327153

Case Report: Traumatische Amaurose nach Pfählungsverletzung

S Helbig 1, R Augsten 1, HJ Mentzel 2, J Strobel 1
  • 1Klinik für Augenheilkunde, Jena
  • 2Institut für diagnostische und interventionelle Radiologie, Jena

Bei einem 16-jährigen Patienten zeigte sich eine Pfählungsverletzung des Oberlides des rechten Auges mit plötzlichen Visusverlust. Es zeigte sich eine Oberlidverletzung und ein Exophthalmus mit Strabismus divergens. Hertel 21–102–16. Bei der rechten Pupille war keine direkte, jedoch indirekte Lichtreaktion auslösbar und übermittelweit mit Visus nulla lux. Der Augenvorderabschnitt war bis auf die Oberlidwunde reizfrei. Die Bulbusmotilität war in alle Richtungen frei. Funduskopisch sah man einen regelrechten Augenhintergrund mit vitaler Papille. In der Bildgebung konnte kein intrakranieller Fremdkörper gefunden werden. Intraorbital, medial des Bulbus und an der Bulbushinterwand sah man Lufteinschlüsse. Der N. Opticus war regelrecht darstellbar. Außerdem sah man eine Abdrängung des M. rectus medialis rechts sowie ein muskuläres Ödem. Im VEP des rechten N. opticus waren keine Potentiale abzuleiten. Wir begannen die Behandlung initial mit einer intravenösen Antibiose und Steroidtherapie. Darunter besserten sich die lokalen Schwellungszeichen und es zeigte sich eine Regression des Exophthalmus. Trotz der Behandlung war kein Visusanstieg zu verzeichnen. Einen Monat nach Entlassung war der Strabismus des rechten Auges weiterhin bestehend. Die Pupille reagierte leicht auf direkte Lichteinstrahlung. Der Visus betrug sc 0,16. Funduskopisch war eine deutliche Optikusatrophie darstellbar. In der erneuten Bildgebung zeigten sich keine Hinweise auf eine Läsion des N. opticus. Aufgrund aktueller Studienlage und dem fraglichen Nutzen der bisher empfohlenen High-dose-Steroidtherapie, erfolgte eine Low-dose-Steroidtherapie mit 80mg Urbason bei dem Patienten. Grundsätzlich ist aufgrund aktueller Studienlage ein Nutzen der Steroidtherapie (high-dose/low-dose) bei traumatischer Optikusneuropathie nicht bewiesen. Im vorliegenden Fall ist unklar, ob die Visusverbesserung im Zusammenhang mit der erfolgten Steroidtherapie steht.