Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2012; 47(07/08): 482-489
DOI: 10.1055/s-0032-1323570
Fachwissen
Anästhesiologie & Intensivmedizin Topthema: Perioperatives Flüssigkeitsmanagement
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Perioperatives Flüssigkeitsmanagement – Welches Volumen für welchen Patienten?

Fluid management – Which fluid for what type of patients?
Matthias Heringlake
,
Hermann Heinze
,
Kirk Brauer
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
23. August 2012 (online)

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Zusammenfassung

Die Diskussion über den Stellenwert kristalliner, synthetischer und natürlicher kolloidaler Volumenersatzmittel ist neu entbrannt. Im Hinblick auf den Endpunkt Letalität finden sich bislang keine definitiven Vorteile für die eine oder andere Substanzgruppe. Die Datenlage bezüglich unerwünschter Organeffekte der einzelnen Volumenersatzmittel erlaubt allerdings durchaus eine Definition von Subgruppen, welche präferenziell eher mit kristallinen oder spezifischen kolloidalen Substanzen behandelt werden sollten.

Abstract

There is a renewed discussion about the role of crystalloids and natural as well as synthetic colloids in fluid resuscitation. Based on the currently available evidence the choice of fluid replacement does not influence mortality. However, there is increasing evidence that due to unwarranted organ effects of the specific replacement fluids, individual subgroups of patients may be preferentially treated either with cristalloids or colloids.

Kernaussagen

  • Die Basistherapie beim Volumenersatz sollte mit balancierten Vollelektrolytlösungen erfolgen.

  • Aufgrund des sowohl intra- als auch extravasalen Verteilungsvolumens kristalliner Lösungen muss im Vergleich zu kolloidalen Lösungen mehr Volumen verabreicht werden, um einen akuten Blutverlust auszugleichen.

  • Neuere Studien lassen vermuten, dass auch die modernen HES-Präparationen bisher unterschätzte renale Nebenwirkungen aufweisen.

  • Daher sollten Kolloide nur in geringen Mengen zusätzlich zu einer Basistherapie mit kristallinen Lösungen appliziert werden.

  • Komplett auf den Einsatz synthetischer Kolloide verzichtet werden sollte bei

    • Patienten mit Risiko für Nierenfunktionsstörungen bzw. mit vorbestehender Niereninsuffizienz und

    • Patienten mit schwerer Sepsis oder septischem Schock.

  • Bei Patienten mit Hypalbuminämie, Patienten mit einem hohen Risiko für eine interstitielle Ödembildung sowie bei kreislaufinstabilen septischen Patienten scheint die Gabe von Humanalbumin Vorteile gegenüber einer Monotherapie mit kristallinen Lösungen zu bringen.

Ergänzendes Material