Fragestellung:
Die Situation suchtmittelabhängiger Menschen ist häufig Gegenstand von Forschung.
Demgegenüber wird dem Befinden für im Suchthilfesystem Tätigen seltener Beachtung
geschenkt (Premper 2009). Diese Studie hat zum Ziel, organisations-, tätigkeits- und
klienten bedingte psychische Arbeitsbeanspruchungen sowie die allgemeine psychopathologische
Symptombelastung (GSI) von Suchthelfern mit dem Schwerpunkt Drogenhilfe zu erfassen.
Zudem wird ein Screening in den Störungsbereichen Depression und Somatisierung durchgeführt.
Methodik:
Mit Hilfe eines Fragebogens wurden postalisch 282 Mitarbeiter der Suchthilfe im Raum
Köln befragt (Zeitraum: 07.03.–10.04.2012). Es kam u.a. der FBH-BHD-Fragebogen (Beanspruchung
in Humandienstleistungen, Hacker 1999) und die SCL–14 (Harfst 2002) zum Einsatz.
Ergebnisse:
Es konnten 123 Fragebögen ausgewertet werden (43,6% Rücklauf). Bei der Auswertung
des FBH erfolgte die Zuordnung aller Rohwertsummen der Skalen zu den Kategorien: “positive
Ausprägung“, “neutraler Bereich“ und “kritische Ausprägung“. Alle Skalensummen lagen
im neutralen Bereich: emotionale Erschöpfung (M=34,7/SD=12,1), Aversion gegen Klienten
(M=13,4/SD=5,7), reaktives Abschirmen (M=26,0/SD=3,8), (Un)Zufriedenheit mit der Arbeit
(M=18,6/SD=7,9) und intrinsische Motivierung (M=24,1/SD=6,9). Bei der Auswertung der
SCL–14 bestehen in den zwei Bereichen Depression und Somatisierung sowie dem GSI erhöhte
Skalenmittelwerte und damit mehr Beschwerden als bei der Allgemeinbevölkerung. Ein
T-Test (Untersuchungsstichprobe und Vergleichsstichprobe) belegt, dass diese Unterschiede
bis auf den GSI signifikant sind.
Schlussfolgerung:
Im Gegensatz zu anderen Studien (Körkel 1995, Burda 1993, Reissner 2008) wird Burnout
bei den Befragten nicht nachgewiesen. Das Screening in den Bereichen Depression und
Somatisierung zeigt jedoch, dass Suchthelfer im Mittel mehr Beschwerden angeben als
die Allgemeinbevölkerung und damit zumindest Risiken für Burnout-Prozesse aufweisen.
Literatur: Premper, V. Rezension vom 01.07.2009 zu: Volker Reissner: Burnout und Coping bei
Suchttherapeuten. Logos Verlag (Berlin) 2008. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245,
http://www.socialnet.de/rezensionen/7399.php, Datum des Zugriffs 12.04.2012.
Hacker, W. & Reinhold, S. (1999). Beanspruchungsscreening bei Humandienstleistungen:
BHD-System. Frankfurt am Main: Harcourt Test Services GmbH
Harfst, T., Koch, U., Kurtz von Aschoff, C., Nutzinger, D. O., Rüddel, H. & Schulz,
H. (2002). Entwicklung und Validierung einer Kurzform der Symptom Checklist-90-R.
DRV-Schriften, 33, 71-73.
Körkel, J. (1995). Burnout in der therapeutischen Arbeit mit Süchtigen. In: Missel
P & Braukmann W (Hg): Burnout in der Suchttherapie. Göttingen
Burda, M. (1993). Burnout bei Mitarbeitern in der Suchttherapie/-beratung. Unveröff.
Dipl. Arbeit, ev. Stiftungsfachschule für Sozialwesen, Nürnberg.
Reissner, V. (2008). Burnout und Coping bei Suchttherapeuten. Ein internationaler
Vergleich aus dem Bereich illegale Drogen. Logos Verlag (Berlin). Reihe: Angewandte
Stress- und Bewältigungsforschung - Band 2.
Beanspruchungsfolgen - Burnout - Screening - Suchtherapeuten/Suchthelfer - psychopathologische
Symptombelastung