Dtsch Med Wochenschr 2012; 137 - A102
DOI: 10.1055/s-0032-1323265

Gesundheitsförderung im Stadtteil: Zugang zur Zielgruppe der Migrant/innen durch Multiplikator/innen

J Große 1, G Grande 1, C Menkouo 1
  • 1Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig, Fakultät Angewandte Sozialwissenschaften, Leipzig

Hintergrund und Fragestellung:

Die Einbindung von Multiplikator/innen ist ein Kriterium guter Praxis der Gesundheitsförderung von Migrant/innen und gilt als vielversprechende Strategie für den Zugang zu dieser Zielgruppe. Insbesondere Angehörige der Zielgruppe können als Multiplikator/innen Wissen, Einstellungen und Erfahrungen alltagsnah an ihre Umwelt weitergeben (Blümel und Lehmann 2011) und erreichen durch ihre Vertrauensstellung auch Menschen, zu denen sonst kein Zugang besteht (Stickan-Verführth 2005, Bunge u.a. 2006). Wie gelingt die Implementierung eines Multiplikatorenkonzeptes im Setting Stadtteil und der Zugang zur Zielgruppe?

Vorgehen:

Im Rahmen des Projektes „GO-Gesund im Osten“ wurden 26 Laienmultiplikatorinnen als Gesundheitsmittlerinnen ausgebildet. Die Gesundheitsmittlerinnen planen eigene gesundheitsförderliche Angebote und führen sie selbständig durch. In einem zweiten Ansatz wurden mithilfe eines langfristigen Beziehungsaufbaus sieben Dienstleister/innen und sieben Einzelhändler/innen im Stadtteil als Multiplikator/innen aktiviert.

Ergebnisse:

Eine hohe Inanspruchnahme von durchschnittlich 16,5 Teilnehmerinnen pro Veranstaltung der Gesundheitsmittlerinnen zeigt den erfolgreichen Zugang zur Zielgruppe durch die Multiplikator/innen. Die Dienstleister/innen und Einzelhändler/innen setzen sich für eine gesunde Lebensweise im Stadtteil ein und informieren ihre Kund/innen zu gesundheitsrelevanten Themen oder beteiligen sich an gesundheitsfördernden Aktionen.

Diskussion:

Der Multiplikatorenansatz konnte erfolgreich im Setting Stadtteil implementiert werden und eröffnet neue Zugangsmöglichkeiten zur Zielgruppe. Inwieweit dabei auch Wissenstransfer und Einstellungsänderungen stattfinden ist offen geblieben und sollte weiter untersucht werden.

Literatur: Blümel S,Lehmann F. Zielgruppen, Multiplikatorinnen und Multiplikatoren. In: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (Hrsg.), Leitbegriffe der Gesundheitsförderung. Verlag für Gesundheitsförderung, Gamburg, 2011; 575–9.

Bunge C, Meyer-Nürnberger M, Kilian H. Gesundheitsfördernde Angebote für Menschen mit Migrationshintergrund. Bundesgesundheitsblatt Gesundheitsforschung Gesundheitsschutz 2006; 49(9): 893–7.

Stickan-Verfürth M. Multiplikator/innen und Mediator/innen als Schlüsselpersonen erfolgreicher Prävention. In: Gesundheit Berlin e.V., Bundesverband der Betriebskrankenkassen, Strategien und Erfahrungen, Mehr Gesundheit für alle. Wirtschaftsverlag, Bremerhaven, 2005; 103–14.