ergopraxis 2012; 5(07/08): 14-16
DOI: 10.1055/s-0032-1322778
wissenschaft
© Georg Thieme Verlag Stuttgart - New York

Internationale Studienergebnisse


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Publication Date:
20 July 2012 (online)

Hirnforschung – Misshandlungen in Kindheit verändern Gehirn

Extrem stressreiche Erfahrungen in der Kindheit wie ein sexueller Missbrauch können die Entwicklung des Hippocampus negativ beeinflussen. Die Gehirnstruktur zählt zum limbischen System und beteiligt sich an den Gedächtnisleistungen eines Menschen. Zu diesem Ergebnis kamen der Psychologe Martin Teicher und seine Kollegen an der Harvard Medical School in Boston, USA.

Die Forscher untersuchten 193 Teilnehmer, die zwischen 18 und 25 Jahren alt waren und verschiedene kulturelle Hintergründe aufwiesen. Alle Probanden gehörten der Mittelschicht an. Die Mehrheit studierte an einer Hochschule oder besaß bereits einen Hochschulabschluss. 54 Prozent von ihnen hatten in der Kindheit eine oder mehrere Formen von Misshandlung erlebt, darunter sexueller Missbrauch sowie körperliche und psychische Gewalt. In welchem Ausmaß dies geschah, versuchten die Forscher mithilfe der Adverse Childhood Experience und dem Childhood Trauma Questionnaire zu rekonstruieren. Außerdem setzten sie das Structured Clinical Interview ein, um mögliche psychische Erkrankungen festzustellen. Die anschließende Kernspintomografie zeigte, dass die Misshandlungsopfer einen deutlich geringeren Umfang des Hippocampus aufwiesen als andere Probanden. Dies betraf besonders das sogenannte Subiculum - eine Struktur des Hippocampus, die sich an Leistungen des Arbeitsgedächtnisses beteiligt. Von den betroffenen Teilnehmern litten 53 Prozent zusätzlich an einer Depression und 23 Prozent an einer Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS).

Aus Sicht der Forscher könnten die zerebralen Veränderungen einen Risikofaktor dafür darstellen, dass bei erneuter Trauma-Konfrontation eine Posttraumatische Belastungsstörung entsteht.

akb

PNAS 2012; 109: E563-E572