dr.u.wessling@arcor.de
Ziel:
Mammasonografien bei symptomlosen Frauen werden in Deutschland im Rahmen „individueller
Gesundheitsleistungen“ (IGeL) durchgeführt. Die Effizienz dieser Leistungen wird gesundheitspolitisch
derzeit kritisch beurteilt. Ziel dieser Studie war es zu prüfen, ob Patientinnen unserer
Gemeinschaftspraxis mit Mammacarcinom von einer Diagnosestellung durch eine IGeL-
Mammasonografie profitiert haben. Als Vergleichsgruppe dienten die Patientinnen mit
Mammacarcinom, bei denen aufgrund eines Tastbefundes die Indikation zur Mammasonografie
gestellt worden war.
Patienten und Methode:
Von Januar 2009 bis Dezember 2011 wurden in unserer Gemeinschaftspraxis insgesamt
9344 Mammasonografien mit hochauflösenden Ultraschallgeräten unter Anwendung der DEGUM
und US BIRADS Untersuchungs- und Befundungskriterien durchgeführt. 4202 Brustultraschalluntersuchungen
erfolgten bei symptomlosen Frauen auf eigenen Wunsch, 68,7% dieser Frauen waren unter
50 Jahre. Hierbei wurden 15 Mammacarcinome entdeckt und histologisch durch eine Stanzbiopsie
gesichert. Demgegenüber wurden im gleichen Zeitraum 61 Mammacarcinome bei Patientinnen,
die sich aufgrund eines Tastbefundes in der Praxis vorgestellt hatten, im Ultraschall
dargestellt und ebenfalls stanzbioptisch gesichert. Die Stanzbiopsien erfolgten in
unserer Gemeinschaftspraxis am Standort Butzbach mit einer DEGUM II Qualifikation,
die histologischen Untersuchungen wurden in der Überregionalen Gemeinschaftspraxis
für Pathologie am Standort Wetzlar veranlasst. Alle betroffenen Frauen wurden vom
Autor im Brustzentrum Bad Nauheim – Lich operiert. Die im Rahmen unseres Qualitätsmanagements
erfassten Sonografie- und Stanzbiopsiedaten sowie die Befundparameter der Operationspräparate
wurden statistisch ausgewertet.
Ergebnisse:
Die symptomlosen Frauen waren bei der Diagnosestellung „Mammacarcinom“mit durchschnittlich
54,6 Jahren deutlich jünger als Patientinnen mit Tastbefund (62,7 Jahre, p=0,005).
Die histologisch bestimmte Tumorgröße war imMittel mit 15,9mm bei den symptomlosen
Patientinnen signifikant kleiner als in der Vergleichsgruppe mit 30,3mm (p=0,003).
Alle Patientinnen aus der IGeL Gruppe hatten tumorfreie Sentinellymphknoten, in der
Vergleichsgruppe mit Tastbefund waren dagegen nur 54% nodal negativ (p=0,002). Ein
signifikanter Unterschied in Hinblick auf den histologischen Tumortyp und die Familienanamnese
ergab sich in beiden Gruppen nicht.
Schlussfolgerung/Summary:
Zusammenfassend konnte in dieser Studie gezeigt werden, dass IGeL Mammasonografien
in unserer Gemeinschaftspraxis mit einem Anteil von fast 70% eher von jüngeren Frauen
(<50 Jahre) gewünscht wurden, aber auch die Diagnose Mammacarcinom in dem Kollektiv
der symptomlosen Frauen in einem über 8 Jahre jüngeren Lebensalter gestellt wurde
als in der Vergleichsgruppe mit Tastbefund. Da aufgrund der kleineren Tumorgröße und
des negativen Nodalstatus wesentliche Prognosefaktoren des Mammacarcinoms in der Gruppe
der symptomlosen Frauen signifikant günstiger waren als bei den Patientinnen mit Tastbefund,
haben diese Frauen wesentlich von der IGeL Mammasonografie profitiert.
Mammasonografie - IGeL - Mammacarcinom