Ultraschall Med 2012; 33 - A812
DOI: 10.1055/s-0032-1322734

Kann die Mammasonografie bei symptomlosen Frauen einen sinnvollen Beitrag zur Brustkrebsfrüherkennung leisten?

U Weßling 1, JU Alles 2, B Bößenecker 1, J Brand 1, R Edelmann 1, L Fink 2, K Müller-Pitz 1, T Schütt 1, C Zulauf 1
  • 1Gemeinschaftspraxis für Frauenheilkunde, DE Butzbach, Bad Nauheim und Friedberg
  • 2Überregionale Gemeinschaftspraxis für Pathologie, DE Wetzlar und Gießen.

dr.u.wessling@arcor.de

Ziel:

Mammasonografien bei symptomlosen Frauen werden in Deutschland im Rahmen „individueller Gesundheitsleistungen“ (IGeL) durchgeführt. Die Effizienz dieser Leistungen wird gesundheitspolitisch derzeit kritisch beurteilt. Ziel dieser Studie war es zu prüfen, ob Patientinnen unserer Gemeinschaftspraxis mit Mammacarcinom von einer Diagnosestellung durch eine IGeL- Mammasonografie profitiert haben. Als Vergleichsgruppe dienten die Patientinnen mit Mammacarcinom, bei denen aufgrund eines Tastbefundes die Indikation zur Mammasonografie gestellt worden war.

Patienten und Methode:

Von Januar 2009 bis Dezember 2011 wurden in unserer Gemeinschaftspraxis insgesamt 9344 Mammasonografien mit hochauflösenden Ultraschallgeräten unter Anwendung der DEGUM und US BIRADS Untersuchungs- und Befundungskriterien durchgeführt. 4202 Brustultraschalluntersuchungen erfolgten bei symptomlosen Frauen auf eigenen Wunsch, 68,7% dieser Frauen waren unter 50 Jahre. Hierbei wurden 15 Mammacarcinome entdeckt und histologisch durch eine Stanzbiopsie gesichert. Demgegenüber wurden im gleichen Zeitraum 61 Mammacarcinome bei Patientinnen, die sich aufgrund eines Tastbefundes in der Praxis vorgestellt hatten, im Ultraschall dargestellt und ebenfalls stanzbioptisch gesichert. Die Stanzbiopsien erfolgten in unserer Gemeinschaftspraxis am Standort Butzbach mit einer DEGUM II Qualifikation, die histologischen Untersuchungen wurden in der Überregionalen Gemeinschaftspraxis für Pathologie am Standort Wetzlar veranlasst. Alle betroffenen Frauen wurden vom Autor im Brustzentrum Bad Nauheim – Lich operiert. Die im Rahmen unseres Qualitätsmanagements erfassten Sonografie- und Stanzbiopsiedaten sowie die Befundparameter der Operationspräparate wurden statistisch ausgewertet.

Ergebnisse:

Die symptomlosen Frauen waren bei der Diagnosestellung „Mammacarcinom“mit durchschnittlich 54,6 Jahren deutlich jünger als Patientinnen mit Tastbefund (62,7 Jahre, p=0,005). Die histologisch bestimmte Tumorgröße war imMittel mit 15,9mm bei den symptomlosen Patientinnen signifikant kleiner als in der Vergleichsgruppe mit 30,3mm (p=0,003). Alle Patientinnen aus der IGeL Gruppe hatten tumorfreie Sentinellymphknoten, in der Vergleichsgruppe mit Tastbefund waren dagegen nur 54% nodal negativ (p=0,002). Ein signifikanter Unterschied in Hinblick auf den histologischen Tumortyp und die Familienanamnese ergab sich in beiden Gruppen nicht.

Schlussfolgerung/Summary:

Zusammenfassend konnte in dieser Studie gezeigt werden, dass IGeL Mammasonografien in unserer Gemeinschaftspraxis mit einem Anteil von fast 70% eher von jüngeren Frauen (<50 Jahre) gewünscht wurden, aber auch die Diagnose Mammacarcinom in dem Kollektiv der symptomlosen Frauen in einem über 8 Jahre jüngeren Lebensalter gestellt wurde als in der Vergleichsgruppe mit Tastbefund. Da aufgrund der kleineren Tumorgröße und des negativen Nodalstatus wesentliche Prognosefaktoren des Mammacarcinoms in der Gruppe der symptomlosen Frauen signifikant günstiger waren als bei den Patientinnen mit Tastbefund, haben diese Frauen wesentlich von der IGeL Mammasonografie profitiert.