Sprache · Stimme · Gehör 2012; 36(02): 50
DOI: 10.1055/s-0032-1322328
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Gleichgewicht – Schwerhörige stürzen öfter

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Publication Date:
04 July 2012 (online)

 

Wenn ältere Menschen stürzen, kann das schwerwiegende Folgen haben. Der Sturz im Alter kann ein Synonym für verschiedene Ursachen sein: Frank Lin, Mediziner der Universität Johns Hopkins und sein Kollege Luigi Ferrucci vom National Institute on Aging konnten nun belegen, dass Hörverlust mit der Neigung zum Stürzen in Verbindung gebracht werden kann. Der Befund könnte Forschern dabei helfen, Präventionsmaßnahmen zu entwickeln.

"Das ist ein Grund mehr für mich zu sagen, dass ältere Menschen frühzeitig ein Hörgerät tragen sollten – diese Befunde haben durchaus praktische Konsequenzen", sagt Jürgen Kießling, Leiter des Funktionsbereichs Audiologie des Universitätsklinikums Giessen und Marburg. Gerade in der heutigen Zeit, wo es in den Industriestaaten immer mehr ältere Menschen gebe, sei es wichtig, die Fallneigung älterer Menschen zu erforschen.

Zudem verursachen die aus den Stürzen resultierenden Verletzungen bei älteren Menschen horrende Kosten im Gesundheitssystem der westlichen Staaten. Diese könnten mit einfachen Präventionsmaßnahmen, wie etwa Hörgeräten, verhindert werden. Die US-Mediziner Lin und Ferrucci haben die Korrelation zwischen Hörverlust und Neigung zum Sturz an über 2000 Probanden getestet. Zudem haben sie Gesundheitsdaten von tausenden US-Amerikanern aus dem National Health and Nutrition Examination Survey analysiert.

Menschen, die schon eine 25-Dezibel-Hörstörung haben, fallen 3× häufiger als Menschen ohne Hörverlust. Je höher die Dezibelzahl der Hörstörung ist, desto größer ist das Risiko der Betroffenen zu stürzen. "Die Menschen nehmen Gehen und das Halten von Gleichgewicht als Selbstverständlichkeit an", sagt Lin. "Wenn allerdings Hörverlust die kognitive Wahrnehmung belastet, hat der Körper weniger Ressourcen, um sich im Gleichgewicht zu halten."

pte