Zusammenfassung
Hintergrund:
Mit dem medizinischen Fortschritt sind akute Krankheiten im Kindes- und Jugendalter
zurückgegangen und chronische sowie psychische Störungen in den Fokus gerückt. Bislang
liegen jedoch kaum Studien vor, die die zeitliche Entwicklung von gesundheitsbezogener
Lebensqualität und des psychischen Wohlbefindens sowie deren Einflussfaktoren aus
der Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen (z. B. Familie, Schule) beleuchtet haben.
Ziel dieses Beitrags ist es daher, den Verlauf der Lebensqualität von Kindern und
Jugendlichen von 2006 bis 2010 in Deutschland zu beschreiben und Einflussfaktoren
auf die gesundheitsbezogene Lebensqualität und das psychische Wohlbefinden von Kindern
und Jugendlichen zu untersuchen.
Methodik:
Datenbasis der hier durchgeführten Auswertung sind die deutschen Stichproben (11-,
13- und 15-jährigen Schülerinnen und Schülern) der internationalen WHO-Studie aus
den Surveyjahren 2006 (n=6 896) und 2010 (n=4 723). Die gesundheitsbezogene Lebensqualität
wurde mit dem international validierten Fragebogen KIDSCREEN-10 erfasst. Als Indikator
für psychische Gesundheit wurde der Strengths and Difficulties Questionnaire (SDQ)
eingesetzt, ein Screeninginstrument für psychische Auffälligkeiten. Mithilfe von logistischen
Regressionsmodellen wurde das Ausmaß psychischer Gesundheit in der Selbsteinschätzung
erfasst.
Ergebnisse:
Im Zeitraum von 2006 bis 2010 bleibt die gesundheitsbezogene Lebensqualität sowohl
bei Jungen als auch bei Mädchen stabil, etwa 85% der Schülerinnen und Schüler zeigen
eine hohe bzw. normale Lebensqualität, wobei Mädchen eine geringere Lebensqualität
als Jungen angeben. Insgesamt zeigen 14,3% der Schülerinnen und Schüler Hinweise auf
psychische Auffälligkeiten. Im Modell zeigte sich, dass eine schwierige Kommunikation
mit den Eltern, wenig verbrachte Zeit mit Freunden, eine fehlende wahrgenommene Unterstützung
durch die Mitschülerinnen und Mitschüler, sowie eine negative Einstellung zur Schule
sich insgesamt negativ auf die psychische Gesundheit auswirken.
Schlussfolgerungen:
Erfreulicherweise berichtet der Großteil der Kindern und Jugendlichen stabil über
eine gute gesundheitsbezogene Lebensqualität. Die Tatsache, dass jeder siebte 11-
bis 15-Jährige Hinweise auf psychische Auffälligkeiten zeigt impliziert jedoch, dass
die psychische Gesundheit von Schülerinnen und Schülern noch stärker ins Visier von
Public Health Maßnahmen rücken muss.
Abstract
Background:
With medical advances, acute disease in childhood and adolescence could be substantially
reduced, thus shifting the focus towards chronic and mental health problems. Currently
there is a lack of studies on trends in health-related quality of life (HRQoL) and
mental well-being and their determinants in the context of children’s and adolescents’
environment (e. g., family, school). The aim of this paper is to describe the trend
in HRQoL in children and adolescents from 2006 to 2010 and to analyse factors associated
with HRQoL and mental well-being of children and adolescents.
Methods:
Results are based on the German sample (11-, 13- and 15-year-old school children)
of the international WHO Study from the 2006 (n=6 896) and 2010 (n=4 723) surveys.
HRQoL was assessed by means of KIDSCREEN-10. The Strengths and Difficulties Questionnaire
(SDQ), a screening instrument for mental health problems, was used as an indicator
of mental health. Logistic regressions were performed to analyse the effects of covariates
on HRQoL as well as on mental health problems.
Results:
HRQoL remained fairly stable between 2006 and 2010 for both boys and girls. Approximately
85% of the school children report a high or normal HRQoL, whereby girls indicate a
lower HRQoL than boys. Overall, 14,3% of the pupils show signs of mental health problems.
The model results show that poor communication with parents, spending little time
with friends, lack of perceived support from classmates and a negative attitude towards
school are negatively associated with mental health.
Conclusions:
The majority of children and adolescents report a high HRQoL over time. The fact that
every 7th 11- to 15-year-old shows signs of mental health problems raises concern and suggests
that addressing mental health problems needs to gain more priority in public health
measures.
Schlüsselwörter Gesundheitsbezogene Lebensqualität - psychische Auffälligkeiten - KIDSCREEN - Kinder
und Jugendliche - HBSC
Key words health-related quality of life - mental health problems - KIDSCREEN - children and
adolescents - HBSC