ergopraxis 2012; 5(04): 39-41
DOI: 10.1055/s-0032-1311782
profession & perspektiven
© Georg Thieme Verlag Stuttgart - New York

Schwarzes Brett


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Publikationsdatum:
04. April 2012 (online)

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Leistungsfähigkeit – Die innere Uhr bestimmt die Leistung

Ob eine Ergotherapeutin in der Rehaklinik lieber das Anziehtraining am Morgen oder das Esstraining beim Abendbrot durchführt, hängt zu einem großen Teil von ihrer inneren Uhr ab. Denn „wer gemäß seiner Innenzeit leben kann, schläft besser, ist gesünder, arbeitet effektiver und mit mehr persönlichem Erfolg, hat aber auch viel mehr von seiner Freizeit“, berichtet der Schlafforscher Professor Till Roenneburg von der Universität München. Jeder Mensch hat seine eigene Chronobiologie, also die genetische Veranlagung dazu, ob er eine „Eule“ oder eine „Lerche“ ist. Und diese Chronobiologie schert sich nicht im geringsten um mechanische Wecker oder die Öffnungszeiten einer Ergotherapiepraxis.

Frühaufsteher sind zum Beispiel um 17 Uhr erschöpft, weil sie bereits ab 5 Uhr morgens wach sind und nicht mehr einschlafen können. Den Spättypen setzt dagegen der frühe Arbeitsbeginn um 8 Uhr zu. Sie sind chronisch unausgeschlafen, denn das Wochenende reicht nicht aus, um das Schlafdefizit, das sich im Laufe der Woche angesammelt hat, abzubauen. Und abends einfach früher einschlafen können sie nun mal nicht.

Wer gegen seinen Biorhythmus arbeitet, ist weniger leistungsfähig und schadet im schlimmsten Fall seiner Gesundheit. Gut also, wenn sich Arbeitszeitmodelle den individuellen Leistungskurven flexibel anpassen lassen. Schichtarbeiter profitieren davon, wenn sie Arbeits- und Innenzeit besser miteinander synchronisieren. In einigen deutschen Altenheimen arbeiten Ergotherapeuten bereits im Zwei-Schicht-System, damit die Bewohner den ganzen Tag über betreut und aktiviert werden. Wenn Ergotherapeuten die Zeitpunkte ihrer Therapieinheiten selbst planen, kommt das ihrem Biorhythmus entgegen. Wer die Möglichkeit hat, sollte seine Mitarbeiter also zu ihren besten Zeiten einsetzen. Dass es sich lohnt, bestätigt auch der Münchner Neuropsychologe Joachim Hermsdörfer: „Ein Frühtyp liefert in der Frühschicht bessere Leistungen und ist zufriedener mit seiner Tätigkeit.“

rhj