ergopraxis 2012; 5(04): 12-14
DOI: 10.1055/s-0032-1311772
wissenschaft
© Georg Thieme Verlag Stuttgart - New York

Internationale Studienergebnisse


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Publication Date:
04 April 2012 (online)

Metakognition bei Schizophrenie – Wahnvorstellungen entgegenwirken

Lange Zeit galten psychotherapeutische Ansätze als ungeeignet oder unwirksam, um Menschen mit Schizophrenie zu behandeln. Betrachtet man die aktuelle Studienlage, scheinen diese Vorbehalte überholt - zumindest was das Metakognitive Training (MKT) betrifft. Dieses Therapiekonzept unterstützt Klienten darin, problematische Denkstile zu erkennen und zu verändern. Zu diesem Ergebnis kam eine Literaturstudie des Neuropsychologen Steffen Moritz und seiner Kollegen von der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie in Hamburg-Eppendorf in Kooperation mit dem Forschungsinstitut Vancouver in Kanada.

MKT trainiert gezielt kognitive Prozesse, die bei Klienten mit Schizophrenie pathologisch ablaufen können und Wahnvorstellungen begünstigen. So neigen betroffene Menschen beispielsweise dazu, voreilig Schlüsse zu ziehen oder trotz Gegenbeweisen auf einem Standpunkt zu beharren. Das Behandlungsprogramm setzt sich aus acht Modulen zusammen und findet im Gruppensetting statt. Neben Wahrnehmungs- und Gedächtnisleistungen konzentrieren sich die Übungen auch auf die sozialen und emotionalen Kompetenzen der Teilnehmer wie Einfühlungsvermögen oder Selbstwertgefühl. Die Klienten erhalten unter anderem die Aufgabe, Gefühlszustände fotografierter Menschen zu identifizieren oder Bildergeschichten mit unerwarteter Wendung zu kommentieren.

Verschiedene Studien belegen, dass das MKT die Denkprozesse von Menschen mit Schizophrenie positiv beeinflusst und Wahnvorstellungen reduziert. Befragte Klienten begrüßen außerdem den hohen Spaßfaktor. Daher empfehlen die Forscher, psychologische Interventionen wie das MKT stärker in die Behandlung von Menschen mit Schizophrenie einzubeziehen.

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Curr Opin Psychiatry 2010; 23: 561-569