Endoskopie heute 2012; 25 - P26
DOI: 10.1055/s-0032-1308792

Gastrointestinale Blutungen unter Thrombozytenaggregationshemmung (TAH) und Antikoagulation (AK)

PA Eser 1, A Probst 1, H Messmann 1
  • 1Zentralklinikum Augsburg; III. Medizinische Klinik, Augsburg

Hintergrund: Die Inzidenz der oberen gastrointestinalen Blutung (GIB) ist seit langem unverändert. Während Helicobacter pylori als Ursache rückläufig ist, spielen die TAH und AK eine zunehmende Rolle. Für die mittlere und untere GIB liegen nur wenige Daten zu diesem Thema vor.

Methoden: In einer retrospektiven Analyse wurden alle GIB die im Jahr 2010 in unserer Abteilung endoskopiert worden sind, im Hinblick auf Alter, Blutungsquelle, Hb-Wert, Rezidive, Art der TAH oder AK, Verweildauer in der Klinik und auf der Intensivstation (ICU), Begleiterkrankungen und Mortalität untersucht.

Ergebnisse: Insgesamt wurden 726 GIB untersucht. Das mediane Alter betrug 71 Jahre (17–96).

70% Patienten hatten eine obere GIB, 6% eine mittlere und 24% eine untere GIB gehabt.

51,4% der Patienten hatten zum Zeitpunkt des Blutungsereignisses TAH/AK (ASS 100mg, Clopidogrel 75mg, Marcumar, unfraktioniertes (UFH) oder niedermolekulares Heparin (NMH), oder Kombinationstherapie) eingenommen.

Bei Blutungen unter TAH/AK verlängerte sich die durchschnittliche Verweildauer im Krankenhaus für die OGIB um den Faktor 2,1 und für die untere GIB um den Faktor 1,7.

Die Gesamtmortalität betrug bei der OGIB 12,6%, bei der mittleren GIB 7,5% und bei der unteren GIB 6,8%.

Die Mortalität unter TAH/AK nahm für die MGIB (5% vs. 2,5%) und UGIB (6,3% vs. 0,6%) deutlich zu. Für die OGIB konnte kein deutlicher Unterschied beobachtet werden.

Die am häufigsten eingenommenen Medikamente waren bei der OGIB ASS (65%) und bei der MGIB (35%) und der UGIB (31%) Phenprocoumon. UFH und NMH waren mit einer besonders hohen Mortalität (jeweils 27%) assoziiert.

Patienten mit TAH/AK hatten mehr Begleiterkrankungen als Patienten ohne TAH/AK (im Mittel 3,8 vs. 2,1).

Schlussfolgerung: In unserem Patientenkollektiv waren etwas mehr als die Hälfte aller GIB mit einer TAH oder AK assoziiert. Diese Blutungen waren für die obere und untere GIB mit einer signifikanten Zunahme der Krankenhausverweildauer assoziiert. Bei der MGIB und UGIB wurde eine deutliche Zunahme der Mortalität unter Gerinnungshemmung beobachtet. Allerdings waren Patienten mit TAH/AK von Haus aus kränker als Patienten ohne TAH/AK.