Endoskopie heute 2012; 25 - FV28
DOI: 10.1055/s-0032-1308748

Zystische Pankreasraumforderungen – In case of doubt always take it out?

A Jung 1, P Groethuysen 1, S von Delius 1, J Siveke 1, RM Schmid 1, A Meining 1
  • 1Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München, II. Medizinische Klinik und Poliklinik, München

Einleitung: Durch die verbesserte Qualität und den breiteren Einsatz bildgebender Verfahren werden zystische Raumforderungen im Pankreas zunehmend häufiger diagnostiziert. Die sichere Zuordnung der zystischen Raumforderung in die Gruppe der serösen oder muzinösen Läsionen bleibt jedoch weiterhin schwierig. Insbesondere bei Patienten mit kleineren zystischen Läsionen (≤3cm) stellt die Entscheidung für ein optimales individuelles Therapiekonzept auch angesichts fehlender valider Langzeit-Daten zur natürlichen Entwicklung dieser Läsionen eine große Herausforderung dar.

Ziel: Ziel dieser retrospektiven Studie ist die Evaluation der angewendeten Entscheidungskriterien nach EUS mit FNA für die Behandlungsstrategie (Surveillance oder Operation) bei Patienten mit zystischen Raumforderungen des Pankreas.

Methodik: Retrospektive diagnostische single-center Kohortenstudie. Über das Klinik-Befundsystem wurden Patienten identifiziert, die aufgrund einer unklaren zystischen Raumforderung des Pankreas mittels Endosonografie und Feinnadelaspiration untersucht wurden. Eingeschlossen wurden diejenigen Patienten, bei denen unter Berücksichtigung der Ergebnisse von EUS und FNA die Diagnose einer serösen oder muzinösen zystischen Raumforderung gestellt wurde. Follow-up Daten wurden anhand von weiteren EUS-Untersuchungen oder etwaigen, zwischenzeitlich durchgeführten Operationen ermittelt.

Ergebnis: 96 Patienten erfüllten die Einschlusskriterien. 23 Patienten wiesen eine zystische Läsion mit einer Größe >3cm auf, 73 Patienten eine zystische Raumforderung ≤3cm. Innerhalb dieser Subgruppe wurden 9 Patienten nach der Erstuntersuchung aufgrund eines auffälligen EUS-Befundes oder erhöhten CEA-Werts operiert; hierbei bestätigte sich in 6 Fällen die Verdachtsdiagnose IPMN (mit Übergang in ein Karzinom in 2 Fällen), bei einer Patientin zeigte sich ein serös-mikrozystisches Adenom mit PanIN-IA und bei 2 Patienten eine Retentionszyste. Bei 64 Patienten entschloss man sich primär zu einer Verlaufskontrolle. Die mittlere Beobachtungsdauer dieser Patienten betrug 20 Monate (±13,5). Die Indikation zur Operation wurde im Verlauf bei 4 Patienten gestellt. Hier wurde in 3 Fällen ein größenprogrediente IPMN bestätigt; ein Patient, der bei einem CEA von 338ng/ml und B-Symptomatik operiert worden war, litt an einer Autoimmunpankreatitis mit dilatierten Hauptgang.

Schlussfolgerung: Die EUS-Verlaufskontrolle einschließlich Punktion bei unklaren zystischen Pankreasraumforderungen kleiner 3cm im Durchmesser erscheint sicher und zuverlässig. Eine Operation sollte nur bei entsprechenden Kriterien (erhöhter CEA-Wert im Aspirat, Knoten im EUS, Größenzunahme) durchgeführt werden.