Endoskopie heute 2012; 25 - FV16
DOI: 10.1055/s-0032-1308736

Randomisierte, prospektive, tri-zentrische Studie zum Stellenwert eines intensivierten Monitoring mit Analyse des Integrierten Pulmonalen Index bei der interventionellen Endoskopie am oberen GI-Trakt

A Riphaus 1, T Kronshage 1, C Geist 1, CP Pox 1, S Heringlake 1, W Schmiegel 1, A Beitz 2, A Meining 2, M Müller 3, S von Delius 2, T Wehrmann 3
  • 1Medizinische Universitätsklinik, Bochum
  • 2Medizinische Klinik und Poliklinik, Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München, München
  • 3Deutsche Klinik für Diagnostik, Wiesbaden

Einleitung: Der integrierte pulmonale Index (IPI), ein mathematisch ermittelter Faktor basierend auf den Parametern von Kapnografie und Pulsoxymetrie, soll eine sensitive Erfassung von atemtechnischen Funktionseinschränkungen ermöglichen soll (A Taft et al., Anesthesiology 2008;109:1682). Ziel der vorgelegten Studie war es zu klären, inwieweit die Bestimmung des IPI, im Vergleich zur Standardüberwachung, während der Sedierung im Rahmen der interventionellen Endoskopie eine Reduktion der sedierungsbedingten Einschränkung der Atemfunktion ermöglicht.

Methodik: Einhundertsiebzig Patienten mit länger dauernder, interventioneller Endoskopie (vorwiegend EUS/ERCP) wurden mittels Standard-Monitoring überwacht. Zusätzlich erfolgte randomisiert entweder eine verblindete Aufzeichnung der Kapnografie (Kontrollgruppe, n=87) bzw. die Kapnografie wurde – inkl. automatisierter IPI-Kalkulation – zur Steuerung der Sedativa-Applikation eingesetzt (IPI-Gruppe, n=83). Alle Patienten erhielten eine tiefe Sedierung mittels Midazolam (2,5mg Induktionsdosis) und Propofol (Einleitungsdosis 40–60mg, dann Bolusgabe von je 10–20mg). Primärer Endpunkt war der mittlerer Abfall der Sauerstoffsättigung vom Ausgangsniveau vor Sedierung. Sekundäre Endpunkte waren die Rate an Hypoxämien (SpO2<90%) bzw. an weiteren sedierungsbedingten Komplikationen (Apnoerate, Bradykardie, Hypotonie) und die Patienten-Kooperation (VAS 1–10, unabhängiger Beobachter).

Ergebnisse: Die Propofol-Dosis war mit 245±61mg in der IPI-Gruppe annähernd gleich wie mit 225±47mg in der Kontrollgruppe. Der mittlere Abfall der Sauerstoffsättigung lag in der IPI-Gruppe bei 6,5±4,1mm Hg und in der Kontrollgruppe bei 7,1±4,6mm Hg (p=0,44). Eine Apnoe-Episode >15s Dauer fand sich bei n=46 in der Kontrolle bzw. bei n=31 in der IPI-Gruppe (p<0,05). Die Häufigkeit des Auftretens eines Abfalls der pO2-Sätt. <90%, eine Bradykardie (<50/min.) bzw. ein RR-Abfall <90mm Hg (syst.) war in beiden Gruppen nicht signifikant different. Eine mechanische Ventilation war bei keinem Patienten erforderlich. Die Patienten-Kooperation wurde in beiden Gruppen gleich beurteilt.

Schlussfolgerung: Ein wesentlich klinisch-relevanter Vorteil der Bestimmung des IPI zur Überwachung der tiefen Sedierung mit Propofol bei interventioneller Endoskopie konnte nicht dokumentiert werden. Allerdings war die Kapnografie sensitiver in der Detektion auftretender Apnoe-Episoden.