Endoskopie heute 2012; 25 - FV7
DOI: 10.1055/s-0032-1308727

Endoskopische Submucosa Dissektionen (ESD) bei 81 Patienten mit flächigen Polypen im Recto-Sigmoid bis 16cm Größe

E Kruse 1, KF Bürrig 2, G Wilhelms 3, M Frölich 4, J Hochberger 1
  • 1St. Bernward Krankenhaus, Medizinische Klinik III, Hildesheim
  • 2Institut für Pathologie, Hildesheim
  • 3Gastroenterologische Praxis, Goslar
  • 4Gastroenterologische Gemeinschaftspraxis, Hildesheim

Einleitung: Die endoskopische Mucosaresektion (EMR) von flächigen Polypen über 2cm im Colorectum ist in herkömmlicher ‚Piecemeal'-Technik mit einer Rezidivrate von 15–35% assoziiert. Zudem weisen Polypen größenabhängig ein progressives Risiko der malignen Entartung auf. Die ESD erlaubt eine „en bloc“ Resektion mit der Möglichkeit der genauen histo-pathologischen Evaluation des lateralen und vertikalen Absetzungsrandes.

Patienten und Methode: Vom 28.3.2006–01.11.2011 wurden 81 Pat. (ASA 1–4) mit flachen oder polypoiden Läsion >2cm Größe im Rectum mittels ESD behandelt und prospektiv erfasst. Ein Patient mit multifokalem Rezidivadenom nach EMR u. chir. Vollwand-Res. erhielt 3 ESDs bei distanten Adenomherden. Pat.: medianes Alter 69J. (47–90), 25 F., 56M. (69%). 18/81 (22%) Rezidive nach lokaler Therapie (14x EMR, davon 6x mehrfach, 4x chirurgisch). Lokalisation Läs.: distales Rektum 43/83 (52%), mittleres R. 27 (32%), proximales R/Sigma 13 (16%).

Ergebnisse: 74/83 Läsionen (89,1%) makro. „en bloc“ entfernt. Resektate: größter Durchmesser gepinnt median 6,6cm (2,2–19,0cm). Histologisch sicher im Gesunden: 59/83 (71%). Innerhalb der letzten 6 Monate alle Präparate auch histologisch im Gesunden. Histo: 12/83 (14%) Malignomnachweis: 8x fokales AdenoCa, 2x intramucosales Adenokarzinom pTis 1x neuroendokrines Ca, 1x kleinzelliges B-Zell-Lymphom. 71/83 (86%) Adenome (31/71=44% LG-IEN; 40/71=56% HG-IEN).

Komplikationen: 2 nachweisbare Perforationen 2/83 (2,4%), konservativ (1x OTSC, 1x Vakuumschwamm früh in der Serie); 3x freie Luft ohne Leck im CT ≥2x Antibiose, problemlos, 1x OP bei V.a. auf KM Austritt im CT, intraoperativ nicht nachgewiesen. Schicksalshaft: 1 x Methan-Gasverpuffung im Colon ≥2 x OTSC, sicherheitshalber NF-OP. Blutungen: keine Transfusion, jedoch 2x Notfallendoskopie + Clip. Nachbeobachtung: median 446 Tage (0–2044d;=max. 5,6J.). 1x Rezidiv Nähe Abtragungsstelle (1,2%) (≥ EMR≥ LG-IEN, R0).

Schlussfolgerung: Die ESD stellt aktuell das onkologisch beste Verfahren für die sichere ‚en bloc' Abtragung von Läsionen über 2cm im Rektosigmoid dar, in dieser Studie in inzwischen 89% makroskopisch, 71% histologisch, innerhalb der letzten 6 Monate ausschließlich R0. Die hohe Rate von 62% (fokalen) Malignomen oder Adenomen mit HG-IEN in den Resektaten von median 6,6cm und extrem niedrige Rezidivrate von 1,2% bei Langzeit-nachbeobachteten Patienten bis 5,6 Jahre nach ESD zeigen das Potential des Verfahrens. R0 Rate und Komplikationen unterliegen einer aufzeigbaren Lernkurve und bieten eine vielversprechende Perspektive.