Klin Monbl Augenheilkd 2011; 228 - KV54
DOI: 10.1055/s-0031-1297341

Einfluss von Allgemeinerkrankungen auf das Glaukom

C Erb 1
  • 1Berlin – Augenklinik am Wittenbergplatz

Glaukome sind definiert durch eine chronische, progrediente Optikusneuropathie, die zu einer erheblichen Gesichtsfeld- und Sehbeeinträchtigung führen kann. Neben ophthalmologischen Risikofaktoren, wie ein individuell erhöhter Augeninnendruck, eine Myopie, eine zur Norm verdünnte zentrale Hornhautdicke und eine verminderte corneale Hysterese spielen zunehmend auch allgemeine biologische Faktoren eine Bedeutung in der Risikobewertung von Glaukompatienten. Hierzu gehören zunehmendes Alter, weibliches Geschlecht und die ethnische Zugehörigkeit. Zudem steht der Einfluss von allgemeinen Systemerkrankungen auf den Krankheitsprozess Glaukom im Fokus des wissenschaftlichen Interesses und gewinnt zunehmend an klinischer Bedeutung. Beispielsweise erhöhen ein metabolisches Syndrom, eine Fettstoffwechselstörung, eine Hyperglykämie und ein erhöhter Blutdruck den Augeninnendruck. Auf der anderen Seite ist eine stärkere Glaukomprogression verbunden mit dem Vorliegen von kardiovaskulären Erkrankungen, einer Migräne wie auch mit einem unausgewogenen Tag-Nacht-Verhalten in der 24-Stunden-Blutdruckmessung (non-dipper, extreme dipper). Diese Beispiele veranschaulichen die enge Abhängigkeit der Vorgänge bei der glaukomatösen Optikusneuropathie mit dem Vorliegen von allgemeinen Systemerkrankungen und bedeuten als praktische Konsequenz eine interdisziplinäre Betreuung unserer Glaukompatienten in Zusammenarbeit mit Hausärzten/Internisten/Kardiologen. Dies ist dann umso wichtiger, wenn unsere Glaukompatienten mit Antiglaukomatosa behandelt werden, die ihrerseits einen erheblichen Einfluss auf bestehende Allgemeinerkrankungen nehmen können (Beispiel: Betablocker – Diabetes mellitus).