Z Gastroenterol 2012; 50 - P5_63
DOI: 10.1055/s-0031-1296019

Einfluss der HFE-Varianten C282Y und H63D auf das genetische Risiko bösartiger Gallenwegserkrankungen: potentielle Modulation durch H63D-Homozygotie

V Zimmer 1, A Höblinger 2, F Grünhage 3, T Sauerbruch 2, F Lammert 4
  • 1Klinik für Innere Medizin II, Universitätsklinikum des Saarlandes, Homburg
  • 2Medizinische Klinik und Poliklinik I, Innere Medizin, Bonn, Deutschland
  • 3Klinik für Innere Medizin II, Homburg
  • 4Universitätsklinikum des Saarlandes, Homburg, Deutschland

Hintergrund und Ziel: Die Rolle der genetischen Hämochromatose als starker Risikofaktor zur Entwicklung hepatozellulärer Karzinome ist gut etabliert. Zur Frage, inwieweit HFE-Genvarianten die cholangiozelluläre Tumorentstehung modulieren könnten, liegen keine systematischen Untersuchungen vor. In dieser Arbeit wurden die häufigen HFE-Varianten C282Y und H63D in einem Cholangiozarcinom-Kollektiv untersucht.

Patienten und Methoden: Die HFE-Einzelnukleotidopolymorphismen (SNPs) C282Y und H63D wurden in einer deutschen CCA-Kohorte bei 170 Patienten und 290 tumorfreien Kontrollen mittels kommerzieller Taqman-Assays genotypisiert.

Ergebnisse: Alle Kontroll-Personen wurden erfolgreich genotypisiert (100%); die Allelldiskrimination für C282Y bzw. H63D ergab bei einem bzw. zwei Tumorpatienten kein eindeutiges Ergebnis (je 99%). Die Minor-Allelfrequenz im Kontroll-Kollektiv betrug für C282Y 4,8% und für H63D 14,1%. In den Kontrollen fand sich ein homozygoter C282Y-Allelträger (vs 0 im Tumorkollektiv) sowie drei H63D heterozygote Individuen (vs 7). In der Allele-Analyse zeigte sich für H63D im Trend ein signifikanter Unterschied zwischen der Kontroll- und der Tumorgruppe: 14,1 vs. 18,8% (OR 1,4; 95%-CI 0,98–2,00: p=0,065), während die Allelfrequenz für C282Y vergleichbar war: 4,8 vs. 5,3%. Im rezessiven Model zeigte sich eine signifikante Risiko-Steigerung zur Entwicklung eines Gallenwegskarzinom für homozygote H63D-Träger: 1 vs. 4,1% (OR 4,4; 95%-CI 1,12–17,33: p=0,022). Jedoch konnte dies im Armitage-Trend-Test nicht bestätigt werden (OR 1,56; p=0,06). Die Rate an Compound-Heterzgoten C282Y/H63D-Trägern unterschied sich nicht signifikant (3,1 vs. 2,3%, ns).

Schlussfolgerung: Die vorliegenden Daten weisen auf eine mögliche genetische Risikomodulation durch Homozygotie für die häufige H63D-Variante im HFE-Gen hin. Bei eingeschränkter statistischer Power ergab sich keine Assoziation mit der funktionell führenden HFE-Variante C282Y.