Wegen einer seit 3 Wochen anhaltenden progredienten abdominellen Symptomatik (Schmerzen
und blutige Diarrhoe ca. 3–4/d), wurde bei einem 24-jährigen Patienten eine ambulante
Koloskopie durchgeführt. Hier zeigte sich eine große stenosierende Raumforderung an
der Valvula Bauhini. Die bildgebenden Verfahren (CT, MRT, PET) zeigten ein metastasiertes
Tumorleiden mit zwei Lymphknotenmetastasen im Abstromgebiet der A. iliocolica und
Leberherden in Segment 1, 4, 6 und 8. Die auswärtige histologische Aufarbeitung ergab
Infiltrate eines malignen Tumors, wobei die Dignität unklar war.
Nach einer zweiten Histologiegewinnung ließen die immunhistochemischen Untersuchungen
am ehesten an ein PECom, einem perivasculären epitheloiden Zell-Tumor denken, wenngleich
die definitive Diagnose erst nach Aufarbeitung des chirurgischen Materials gestellt
wurde. In einem zweizeitigen Vorgehen erfolgte zunächst die Hemikolektomie rechts
mit Lymphknotenentfernung (Resektionsstatus R0) und die Hemihepatektomie links mit
atypischer Resektion der Segmente 1 und 6. Die Histologie zeigte einen z.T. anaplastischen
malignen Tumor. Der Immunphänotyp sprach bei Positivität für HMB45 und trotz Negativität
für Actin für das Vorliegen eines malignen PEComs; die Diagnose wurde von Prof. Christopher
Fletcher (Institute of Pathology, Brigham and Women's Hospital, Boston) bestätigt.
PECome sind seltene mesenchymale Tumore, ausgehend von perivaskulären, glattmuskulär
differenzierten Zellen mit epitheloider Morphologie und immunhistochemischer Koexpression
von glattmuskulären und melanozytären Markern. Aufgrund der überdurchschnittlich hohen
Expression des Proteins mTOR wurde eine adjuvante Chemotherapie mit Sirolimus, einem
mTOR-Inhibitor, im November 2010 eingeleitet. In der Literatur wurde in diesem Zusammenhang
ein positiver Effekt bezüglich der Remissionserhaltung beschrieben. -In einer ersten
Kontrolle im Januar gab es keine Hinweise für ein Rezidiv.-
Die Therapie mit Sirolimus wurde im März 2011 bei neuerlicher Metastasierung der Leber
(Segment 4a und 6) nach vier Monaten beendet. Die ergänzende bildgebende Diagnostik
mittels PET, zeigte ein großes Lokalrezidiv im kleinen Becken. Einer erneuten Resektion
der Lebermetastasen im April, folgte die Entfernung des Tumorezidivs im kleinen Becken.
Derzeit wird bei einer Peritonealkarzinose eine palliative Chemotherapie mit Doxorubicin/Ifosfamid
durchgeführt.
Die Ätiologie und die Risikofaktoren des PEComs sind unklar. Die Primärlokalisation
ist oft im Endometrium beschrieben, aber auch in Lunge, Leber, Niere, Darm und Retroperitoneum.
Eine Stadieneinteilung oder eine Tumorgraduierung ist für diese Tumorentität nicht
verfügbar. Die Einteilung orientiert sich an der Klassifikation der Weichgewebssarkome.