Klin Monbl Augenheilkd 2012; 229(2): 166-169
DOI: 10.1055/s-0031-1281706
Offene Korrespondenz

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Emile Javal (1839 – 1907) und seine Glaukom-Erblindung – ein Leben für Politik, Publizistik, sinnesphysiologische Forschung und Erblindete

Emile Javal (1839 – 1907) and His Glaucoma Blindness – a Life for Politics, Publishing, Vision Research, and Blind Fellow MenJ. M. Rohrbach, D. N. Dzhelebov, I. Neuhann
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Publication History

Eingegangen: 28.6.2011

Angenommen: 12.8.2011

Publication Date:
13 September 2011 (online)

„Dringend bitte ich meine Kollegen der Tendenz zu widerstehen, die andere human nennen, die mir aber rücksichtslos erscheint, – dem Erblindenden unberechtigte Hoffnung zu lassen, ihn mit Strychnin-Einspritzungen, mit elektrischer Behandlung oder mit innern Mitteln hinzuhalten. Selbst wenn sie unentgeltlich geleistet wird, trägt solche Behandlung nicht dazu bei, das Ansehen des Arztes zu heben. Ein solches Verfahren hindert den Blinden, sich rechtzeitig für die neue Lebenslage vorzubereiten. Es scheint mir menschenfreundlicher, andern Blinden den Dienst zu leisten, den ich leider vermisst habe: sie allmählich mit ihrem Schicksal vertraut zu machen“.
(Emile Javal in „Unter Blinden“, 1904 [1])

Emile Javal ist insbesondere den älteren Augenärzten durch das „Javal-Ophthalmometer“ geläufig, und zumindest die historisch interessierten Ophthalmologen wissen zumeist, dass Javal die letzten Jahre seines Lebens in Blindheit verbrachte. Heute weniger bekannt ist, dass Emile Javal auch als Politiker, Publizist und sinnesphysiologischer Forscher eine bedeutende Rolle spielte und er als persönlich Betroffener dem Blindenwesen ganz wesentliche Impulse verliehen hat.

Louis Emile Javal ([Abb. 1] [2]) wurde am 5. Mai 1839 in Paris geboren. Seine Vorfahren stammten aus dem elsässischen Seppois le Bas, also aus dem französisch-deutschen Grenzgebiet, was wesentlich dazu beigetragen haben dürfte, dass Javal „germanophil“ war und er 1867 mit Maria Ellisen eine deutsche, aus Frankfurt am Main stammende Frau ehelichte, mit der er sehr glücklich zusammen lebte und 5 Kinder bekam. Emile Javal kann damit als früher Protagonist der französisch-deutschen Verständigung angesehen werden. Sein Vater Léopold (1804 – 1872) war vermögender Agrarwissenschaftler, Bankier und Politiker. Daher kannte Emile, der älteste Sohn, zeitlebens keine Geldsorgen [2] [3].

Abb. 1 Emile Javal, um 1877 [4].

Abb. 2 Emile Javal, vermutlich um 1895 [3] [5].

Emile Javals Vater hatte einen konvergenten Strabismus, der 1846 von Louis-Auguste Desmarres (1810 – 1882) operiert wurde. Da sein Vater Albrecht von Graefe (1828 – 1870) während dessen Aufenthalts in Paris konsultierte, lernte Javal diesen großen Ophthalmologen bereits in jungen Jahren kennen – und war von dessen Persönlichkeit beeindruckt [4]. Emile begann zunächst ein Studium des Bergbaus, das er 23-jährig als Bergbau-Ingenieur abschloss. Ab 1865 studierte er Medizin an der Sorbonne in Paris. Wesentliche Motivation für diesen Entschluss war, dass er seiner ihm sehr nahe stehenden, 17 Jahre jüngeren, ebenfalls nach innen schielenden und von Albrecht von Graefe mit nur eingeschränktem Erfolg durch Tenotomie operierten Schwester Sophie helfen wollte [3] [4] [5]. Daneben hatte er durch Zufall entdeckt, dass sein eigenes Sehvermögen durch die neu auf den Markt gekommenen Zylindergläser verbessert werden konnte, was ihm die Medizin zusätzlich nahe brachte [3]. Javal sprach neben Französisch Deutsch, Englisch und Italienisch. Spanisch, Portugiesisch, Holländisch und Latein konnte er lesen und verstehen. Folgerichtig übersetzte er 1867 den mathematischen Teil des „Handbuchs der physiologischen Optik“ von Hermann von Helmholtz (1821 – 1894) vom Deutschen ins Französische, wobei er mit Helmholtz’ Einverständnis eigene Anmerkungen vornahm, sowie Frans Cornelis Donders’ (1818 – 1889) „Refraktionsanomalien“ vom Niederländischen ins Französische. Bis 1870 verbrachte Javal mit seiner Frau und – zuletzt – dem neugeborenen Kind einen längeren Aufenthalt bei Albrecht von Graefe in Berlin. Der Tod von Graefes und der Ausbruch des Deutsch-Französischen Krieges von 1870 / 71 zwangen ihn zur Rückkehr nach Frankreich. Im Krieg diente Javal in der französischen Nord-Armee freiwillig als Oberstabsarzt [3] [4] [5]. Nach dem Krieg ließ er sich in Paris als Augenarzt nieder und scheint auch in begrenztem Umfang operiert zu haben [1] [3]. Allerdings interessierte ihn die ophthalmologische Chirurgie kaum. Dementsprechend stand er zeitlebens nie einer Augenklinik vor.

Emile Javal wurde 1868 mit einer Arbeit „Vom Schielen, in seiner Anwendung auf die Theorie des Sehens“, in Paris promoviert. Studien zur Strabologie nahmen auch danach breiten Raum in Javals wissenschaftlicher Tätigkeit ein, sodass er als einer der Väter der Orthoptik gilt. Als einer der ersten propagierte er die Brille und Übungen zur Behandlung des Schielens. 1896 erschien in Paris die auf seinen ganzen Erfahrungen beruhende, berühmte, umfangreiche Monografie „Manuel théorique et pratique du Strabisme“ („Theoretisches und praktisches Manual des Strabismus“). Seine Forschungen und seine Therapie sollen schließlich auch zur Besserung des Schielens bei der Schwester Sophie geführt haben. Unter Augenärzten bekannt wurde Javal darüber hinaus vor allem durch seine Studien zur Optik – hier insbesondere zur Hornhautverkrümmung – und – gemeinsam mit Hjalmar Schiötz (1850 – 1927) – die Entwicklung eines später nach ihm benannten, 1865 erstmals vorgestellten Ophthalmometers ([Abb. 3]), mit dem er seinen eigenen und den Astigmatismus nach Kataraktoperation bestimmte. Die intensive Befassung mit der Physiologie des Lesens und Schreibens unter verschiedenen Bedingungen fand ihren Ausdruck in seinem Werk „Physiologie de l’écriture“ (Physiologie des Schreibens). Ab 1878 (bis 1900) leitete Emile Javal das neu gegründete Forschungslabor für Augenheilkunde an der Sorbonne in Paris, das dort Teil der allgemeinen Physiologie war. 1884 wurde er Mitglied der Medizinischen Akademie in Paris, 1885 Ehrenmitglied der Berliner Ophthalmologischen Gesellschaft [4] [5]. Der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG) trat Emile Javal, zumindest nach den Mitgliederlisten von 1898 bis 1907, nicht bei.

Abb. 3 Javal-Schiötz-Ophthalmometer, ca. 1880 (Aus Münchow W. Geschichte der Augenheilkunde. Stuttgart: Ferdinand Enke 1984, S. 589).

Neben seiner ophthalmologischen Tätigkeit war Javal, wie sein Vater, über fast 30 Jahre politisch aktiv. 5 Jahre (1884 – 1889) vertrat er das Departement Yonne als Abgeordneter. Emile Javal trug als Politiker ganz maßgeblich zur Verbesserung der hygienischen Verhältnisse an den französischen Schulen bei. Seinem sozial-reformerischen Engagement war ein Gesetz zu verdanken, das alle Familien mit 7 oder mehr Kindern in Frankreich von allen direkten Steuern befreite („Javal-Gesetz“) [3] [4] [5]. Julius Hirschberg (1843 – 1925) hat später geschrieben, „daß diese politisch-sociale Thätigkeit die wissenschaftliche, besonders in den Jahren 1871 – 1880 einigermaßen beeinträchtigt hat“ [5]. Über seine wissenschaftliche Publikationstätigkeit hinaus verfasste Javal Beiträge für die Tageszeitung „Le temps“ [2].

Im Jahre 1881 zeichneten sich erste Symptome eines akuten Winkelblocks am rechten Auge ab, das in der Folge und nach mehreren Glaukom-Operationen – wiederholten Sklerotomien und einer Iridektomie – bis 1885 erblindete [3] [4]. Sogar Julius Jacobsohn (1828 – 1889) hatte sich im vorgerückten Lebensalter auf den langen Weg von Königsberg nach Paris gemacht, um Javal zu untersuchen [3]. Alles vergeblich! Unter Berücksichtung des Strabismus convergens bei Vater, Schwester und 2 Kindern des Bruders ist zu vermuten, dass ein chronisch-progredientes Winkelblockglaukom bei familiärer Hyperopie vorlag. Javal hatte offenbar eine Heterochromie, ursprünglich an beiden Augen aber vollen Visus gehabt [4]. Ab 1885 nahm er Halos am funktionell einzigen, linken Auge, das nun mit Pilokarpin therapiert wurde, wahr. Nach Lebensohn kam es 1897 auf dieser Seite zum ersten Anfall, den Javal als Dämmerung seines Sehvermögens erkannte [4]. Wahrscheinlich hatte es aber auch zuvor schon Phasen des akuten Winkelblocks gegeben [3]. So schrieb auch Hirschberg: „Zum internationalen Kongress (1890) hat Javal mich in Berlin besucht. Er saß an meiner Festtafel mit Jonathan Hutchinson und mit andren Fachgenossen aus Europa und Amerika. Sein Ehrgeiz forderte (und erlangte) es, daß er als erster der fremden Gäste meine Begrüßungs-Rede erwiderte. Die Aufregung bewirkte einen Glaukom-Anfall während der Mahlzeit“ [5].

Die Funktion des linken Auges erlosch im Jahre 1900 trotz (oder wegen) einer in Birmingham/England vom seinerzeit ophthalmo-chirurgisch weithin anerkannten Priestley Smith (1845 – 1933) durchgeführten Iridektomie in Kokain-Anästhesie und mehrfacher Sklerotomien [3] [4]. Javal nahm sein Schicksal, das er vorausgesehen hatte, an und blieb nicht nur geistig, sondern auch körperlich aktiv. In Paris war er mit „Steuermann“ auf einem Tandem-Dreirad-Fahrrad unterwegs ([Abb. 4]), das damals 600 Francs kostete [1] [4] [6]. Javal unterhielt eine ausgedehnte Korrespondenz zu zahlreichen Erblindeten [1] [2].

Abb. 4 Emile Javal als „Beifahrer“ auf seinem Tandem-Fahrrad, ca. 1902. Das Bild findet sich neben dem Titelblatt am Anfang von „Entre Aveugles“ von 1903 [6].

Im Jahre 1903 publizierte Emile Javal sein heute immer noch lesenswertes Buch „Entre Aveugles“, zu deutsch „Unter Blinden“ ([Abb. 5]) [6]. Bereits 1904 erschien die deutsche Übersetzung von J. Türkheim aus Hamburg mit dem Titel „Der Blinde und seine Welt“ ([Abb. 6]) [1]. Diese deutsche Fassung ging inhaltlich und umfänglich über die erste, französische Version hinaus. Mit „The blind man’s world“ von Ernest Thompson (England) und „On becoming blind“ von Carroll Edson (USA) kamen später 2 englischsprachige Übersetzungen hinzu [4].

Abb. 5 Titelblatt der französischen Erstauflage von „Entre Aveugles“ [6].

Abb. 6 Titelblatt der deutschen Übersetzung von „Entre Aveugles“ von 1904 [1].

„Entre Aveugles“ vermittelte nützliche Tipps für erblindete Mitmenschen, aber vor allem auch für deren Angehörige. Aus diesem Grund wurde das Buch nicht in Blinden-, sondern in normaler Schrift gedruckt. Theodor Axenfeld (1867 – 1930) sagte zu diesem Werk zu Beginn seines Referats „Vor uns liegt eine ganz eigenartige literarische Gabe, welche wir mit besonderem Interesse und besonderer Teilnahme entgegennehmen“ [7]. Thematisch ging Javal in „Unter Blinden“ auf fast alle Lebensbereiche ein ([Abb. 7]). So blieben z. B. auch „Taschen- und Wanduhren“ („Die Zeit ist der Stoff, aus dem das Leben besteht“), „Die Mahlzeiten“ („Ich habe mir im Anfang meines Unglücks eine Aluminiumgabel besorgen lassen, denn je leichter die Gabel ist, um so leichter kann man die Schwere des Bissens, den sie trägt, beurteilen …“), „Rauchen“ („Oft schätze ich nach dem noch vorhandenen Rest meiner Zigarre die Länge der verflossenen Zeit, wenn ich in Gegenwart eines Besuches die Uhr nicht abtasten mag“) und „Die Ehe“ („Erfolgt die Erblindung im Lauf der Ehe, so wird die Zuneigung des andern Teiles, zumal wenn der Mann der Leidende ist, durch das Mitleid meistens noch vermehrt; durch das Unglück werden fast immer die Bande der Ehe noch fester geschlungen“) nicht ausgespart. Sehr ausführlich ging Javal auf die Braille-Schrift ein (siehe Textkasten). Besonders interessant sind auch die Ausführungen zum „6. Sinn“ („Perceptio facialis“) der Blinden, mit dem diese Phänomene wie Blitze oder entferntere Hindernisse, die eigentlich nicht wahrgenommen werden können, dennoch mitunter erkennen.

Abb. 7 Inhaltsverzeichnis zu „Unter Blinden“ von 1904 [1].

Louis Braille und die Punktschrift

Die Erfindung der Punktschrift wird gemeinhin Louis Braille (1809 – 1852) zugeschrieben („Braille-Schrift“), was streng genommen aber nicht ganz korrekt ist, geht doch die Idee ursprünglich auf den französischen Artilleriehauptmann Charles Barbier (1767 – 1841) zurück. Barbier hatte vor 1820 eine tastbare Schrift aus Punkten und Silben für die ihm unterstellten Soldaten entwickelt. Er hatte damit 2 Intentionen verfolgt. Zum einen sollten die in dieser Schrift ausgefertigten Befehle auch bei Nacht und ohne Beleuchtung „lesbar“ sein („Nachtschrift“), und zum anderen sollten diese Befehle – so sie dem Feind in die Hände fallen würden – für diesen nicht entzifferbar sein („Geheimschrift“). Aufgrund ihrer Komplexität setzte sich die „Nachtschrift“ nicht im Militär durch. 1819 / 20 erkannte und propagierte Barbier die Nutzbarkeit „seiner Schrift“ für Blinde. Louis Braille war im frühen Kindesalter nach Verletzung eines Auges und damit höchstwahrscheinlich durch eine sympathische Ophthalmie vollständig erblindet. Als 11-Jähriger, also um 1820, erlangte er von der Barbier’schen Punktschrift Kenntnis, aus welcher er dann bis 1825 vor allem durch Vereinfachung – z. B. durch Reduktion der Punkt-Zahl von 12 auf 6 – die heute bekannte Blindenschrift formte. 1828 folgte eine aus 6 Punkten bestehende Notenschrift, die es blinden Musikern ermöglichte, ihren Lebensunterhalt selbst zu verdienen. Die Braille-Schrift setzte sich nur langsam durch. Erst 1850 wurde sie an französischen, erst 1879 an deutschen Blindenschulen offiziell eingeführt. Louis Braille, der am 6. Januar 1852 in Paris an Tuberkulose starb, erfuhr posthum zahlreiche Ehrungen. Wenngleich die Meriten Brailles unbestritten sind, muss doch festgestellt werden, dass seine so segensreiche Blindenschrift letztendlich militärische Wurzeln hat und Barbiers Anteil daran, wie schon Javal in „Unter Blinden“ herausgestellt hat, zu wenig gewürdigt wird [1] [8].

„Unter Blinden“ wurde von Javals Schwiegertochter in das Esperanto übersetzt, einer ab 1885 vom Warschauer Augenarzt Ludwik Zamenhof ([Abb. 8]) entwickelten internationalen Kunstsprache. Da Zamenhof um seine augenärztliche Reputation gefürchtet hatte, hatte er den Entwurf der neuen Sprache unter dem Pseudonym „Dr. Esperanto“ („Hoffender“) veröffentlicht, was der Sprache dann den Namen gab [9]. Emile Javal tat sich nach seiner Erblindung als „Aktivist“ des Esperanto, das er selbst erlernt hatte, unter anderem durch großzügige Unterstützung des Esperanto-Zentralbüros in Paris hervor. Hintergedanke Javals war, dass er literarische Werke für Blinde in Esperanto-Punktschrift und damit in möglichst hoher, weltweiter Auflage zur Verfügung stellen wollte [4]. Auch in „Unter Blinden“ wurde ein längeres Kapitel dem Esperanto gewidmet, in dem Javal u. a. schrieb: „Die große Mehrheit der gebildeten und intelligenten Blinden, mit denen ich in Beziehung getreten bin, erlernen das Esperanto, so daß diese wunderbare Weltsprache unter den Blinden bald weiter verbreitet sein wird als unter den übrigen Menschen“ [1]. Dem Erfinder des Esperanto, Zamenhof, war Javal freundschaftlich verbunden. Diesbezüglich mag bedeutsam gewesen sein, dass beide – Javal und Zamenhof – jüdische Wurzeln hatten. Während Zamenhof allerdings Zionist war, enthielt sich Javal Zeit seines Lebens jeglicher religiöser Dogmatik. Javal besuchte die Weltkongresse der Esperantisten 1905 in Boulogne sur Mer und 1906 in Genf und machte Zamenhof Vorschläge zur Vereinfachung (und damit zur weiteren Verbreitung) des Esperanto. Auch vermachte er einen großen Teil seines Vermögens der Esperanto-Bewegung [2]. Emile Javal starb am 20. Januar 1907 in Paris an einem Magenkarzinom. Sein linkes Auge wurde – seinem ausdrücklichen Wunsch entsprechend – posthum zur Untersuchung nach England geschickt, „damit die erfolgte Operation noch einen Sinn haben möge“ [4]. Über die an diesem Bulbus erhobenen ophthalmopathologischen Befunde ist den Autoren nichts bekannt. Javals Forschungsinstitut wurde 1909 geschlossen. Die umfangreiche, berühmte Bibliothek Emile Javals, welche die angekaufte Buchsammlung Julius Sichels (1802 – 1868) enthielt, wurde 1914 in die Augenabteilung des Hôtel Dieu in Paris eingegliedert.

Abb. 8 Ludwik Lejzer Zamenhof (1859 – 1917) [9].

Javals Schüler seit 1884 und Nachfolger als Direktor des Forschungsinstituts, Marius Tscherning (1854 – 1939), der 1909 auf den Lehrstuhl für Augenheilkunde in Kopenhagen berufen wurde, schrieb in seinem Nachruf auf Javal: „Er betrachtete es als Lebenszweck, sich anderen nützlich erweisen zu können, und zwar nicht Einzelnen, sondern der ganzen Menschheit. […] Als das Unglück kam, zeigte er eine Charakterstärke, die ihm erlaubte, dasselbe ohne Klage zu ertragen“ [3]. Emile Javal hat sich um die Augenheilkunde in vielfältiger Weise verdient gemacht. In Frankreich wird sein Name darüber hinaus mit wichtigen Sozialreformen verbunden bleiben. Die Art und Weise, wie er seine eigene Glaukom-Erblindung ertragen, nein gemeistert hat, macht ihn zum Vorbild für Menschen, denen dieses gleiche, schwere Schicksal beschieden ist.

Literatur

Prof. Dr. Jens Martin Rohrbach

Department für Augenheilkunde, Forschungsbereich Geschichte der Augenheilkunde, Eberhard-Karls-Universität Tübingen

Schleichstr. 6 – 12

72076 Tübingen

Phone:  ++ 49/70 71/2 98 47 61

Fax:  ++ 49/70 71/29 47 62

Email: Martin.Rohrbach@med.uni-tuebingen.de

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