ergopraxis 2011; 4(6): 15
DOI: 10.1055/s-0031-1280901
wissenschaft

Therapeutische Hausaufgaben – Beziehen Eltern ein und erleichtern den Alltagstransfer

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Publication Date:
10 June 2011 (online)

 

Therapeutische Hausaufgaben können den ergotherapeutischen Prozess in der Pädiatrie unterstützen und beschleunigen. Zu dieser Erkenntnis gelangte ein ergotherapeutisches Team um Inga Kurz an der niederländischen Hogeschool Zuyd.

Die Forscher führten eine Delphi-Studie mit 20 deutschen Ergotherapeuten durch, welche sie in zwei Erhebungsrunden schriftlich befragten. Dabei schilderten die Teilnehmer ihre Erfahrungen mit therapeutischen Hausaufgaben bei Kindern mit Koordinationsstörungen. Die Ergebnisse der qualitativen Inhaltsanalyse zeigen, dass die Mehrheit der Teilnehmer therapeutische Hausaufgaben regelmäßig einsetzt, um Therapieinhalte zu vertiefen und den Transfer in den Alltag zu unterstützen. Darüber hinaus identifizierten die befragten Ergotherapeuten verschiedene Faktoren, die den Hausaufgabenprozess erleichtern oder erschweren. Eine positive Einstellung von Eltern und Kind oder Ressourcen in der Familie empfanden sie zum Beispiel als begünstigend. Ein hoher Leistungsdruck, eine gestörte Eltern-Kind-Beziehung oder sprachliche Barrieren erlebten sie hingegen als erschwerend. Bei der Vergabe von Hausaufgaben berücksichtigten die Therapeuten zudem soziokulturelle und physische Rahmenbedingungen wie die finanzielle Situation oder den Bildungshintergrund der Familien. Außerdem setzten sie vorzugsweise alltagsnahe Aktivitäten ein, welche Eltern und Kinder leicht zu Hause umsetzen konnten.

Aus Sicht der Forscher bieten sich therapeutische Hausaufgaben bei Kindern mit Koordinationsstörungen an, um die Eltern ins Therapiegeschehen einzubeziehen und vermittelte Therapieinhalte in den alltäglichen Kontext zu übertragen. Sie empfehlen Ergotherapeuten, zunächst die Bedeutung von Hausaufgaben zu erklären, bevor sie gemeinsam mit der Familie konkrete Ziele formulieren und eine geeignete Aufgabe auswählen. Anschließend sollten sie die Eltern nicht nur anleiten, sondern sie auch darüber informieren, in welchem Umfang sie ihr Kind bei den Hausaufgaben unterstützen sollten. Die gesammelten Erfahrungen in einer anschließenden Therapieeinheit zu reflektieren, würde das Angebot abrunden.

akb

ergoscience 2010; 5: 139–147

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