Einleitung: Zahlreiche Arbeiten belegen die neurotrophen Eigenschaften der Endometriose (EM).
Neurotrophinen (NT) sind an der Modulation der EM-assoziierten Innervation involviert.
Weiterhin wird eine mögliche Beteiligung der NT an der Schmerzpathogenese der EM diskutiert.
In pelvinen EM-Läsionen wurden bereits NGF und NT-3 nachgewiesen. Zudem wird NGF in
der Douglasflüssigkeit (DF) von Frauen mit pelviner EM gegenüber von Frauen ohne EM
überexprimiert. Eine NT-abhängige Modulation der Nervenaussprossung konnte in einem
in vitro Model belegt werden. NT regulieren der Expression von neuralen Kalzium-bindenden
Proteinen (CBP).
CBP sorgen in Neuronen für die Speicherung und den Transport von Ca2+ und sind somit an Ca2+-regulierenden Prozessen beteiliget. Eine veränderte CBP Expression wird oft im Zusammenhang
mit neurodegenerativen Erkrankungen diskutiert. CBP scheinen auch in der EM-assoziierten
Innervation eine wichtige Rolle einzunehmen. Das Vorkommen von S100-positiven Nervenfasern
(NF) wurde in pelviner Läsionen bereits nachgewiesen.
In der vorliegenden Arbeit sollen die neurotrophen Eigenschaften der EM weiter charakterisiert
werden. Dazu soll geklärt werden, ob die DF von Frauen, die ausschließlich von einer
Adenomyosis uteri (AM) betroffen sind, ebenfalls neurotrophe Eigenschaften aufweist
und damit auch am Prozess der Neuromodulation beteiligt ist. Weiterhin soll das Vorkommen
von CBP sowohl in NF als auch in der DF von Frauen mit AM evaluiert werden, um deren
Rolle in der Neuromodulation weiter zu charakterisieren.
Methoden: Nachweis von NT (NGF, BDNF und NT-3) sowie CBP (S100, Calbindin und Calretinin) in
der DF von Frauen mit AM mittels Western Blot (WB). Dazu wurden DF von Frauen mit
(n=6) und ohne AM und EM (n=6) untersucht. Weiterhin sollte die Rolle von NGF in der
Modulation der Innervation mittels des neuronalen Wachstumsassay mit sensiblen Ganglien
anhand der neuronalen Aussprossung beurteilt werden. Dazu wurden die Ganglien mit
den DF von Frauen mit und ohne AM inkubiert und hinsichtlich der Nervenaussprossung
verglichen. Die Expression der CBP in den von den Ganglien ausgesprossten Neuriten
wurde mittels Immunfluorezenz (IF) überprüft.
Ergebnisse: In den DF von Frauen mit AM konnten gegenüber der Kontrollgruppe (KG) mittels WB
keine Unterschiede in der Expression von NGF, BDNF und NT-3 sowie Calbindin, Calretinin
und S100 nachgewiesen werden. Sensiblen Ganglien, die in DF von Frauen mit AM inkubiert
wurden, zeigten keinen signifikanten Unterschied in der Aussprossung im Vergleich
zu der KG. Die IF Färbungen zeigten, dass die ausgesprossten NF dieser Ganglien Calbindin,
Calretinin und S100 exprimieren.
Diskussion: In der DF von Frauen mit AM werden zwar neuromodulierende Substanzen wie NT und CBP
exprimiert, die Expressionsstärke der untersuchten Faktoren weist jedoch keinen Unterschied
zu der KG auf. Im Gegensatz dazu finden sich bei Frauen mit pelvinen Läsionen signifikant
höhere NT und CBP Konzentrationen in der DF. Diese Daten zeigen, dass der neurotrophe
Effekt, der bei EM-Frauen beobachtet werden kann, eher durch pelvine Läsionen und
nicht durch AM bedingt ist und die neurotrophen Faktoren wahrscheinlich durch lokale
Veränderungen wie den pelvinen EM-Läsionen in die DF gelangen. Da sich die AM nicht
auf das pelvine Mileu auszuwirken scheint, bleibt in künftigen Untersuchungen zu klären,
ob pelvine EM sich umgekehrt auf die uterine Innervation auswirken können, wie dies
in aktuellen Studien diskutiert wird.