Einleitung: Aktuell wird Endometriose durch das Vorkommen von Epithel- und Stromazellen außerhalb
des Cavum uteri definiert. Doch auch Muskelzellen sind häufige Komponenten in Endometrioseläsionen,
sind sie doch in allen Endometriosemanifestationen wie peritonealen, ovariellen, tief
infiltierenden und auch in extragenitalen Bauchwandendometriosen nachweisbar.
Bis heute konnte die Genese dieser Muskelzellen nicht identifiziert werden. Es gibt
einige Hinweise, dass solche Endometriose-assoziierten glatten Muskelzellen metaplastischen
Ursprungs sind. Weiterhin ist die biologische Bedeutung dieser Zellen bislang völlig
unklar. Daher sollten diese Muskelzellen mittels immunhistochemischen Untersuchungen
weiter analysiert werden. Um zu überprüfen, ob es sich um metaplastische Muskelzellen
handelt, wurden Analysen mit Muskel-Differenzierungsmarkern durchgeführt, zum Nachweis
der biologischen Bedeutung wurden myometriale Marker eingesetzt.
Material und Methoden: Peritonealen Endometrioseläsionen (n=60) von premenopausalen Patientinnen mit histologisch
gesicherter Endometriose wurden analysiert. Als Kontrollgewebe wurde unauffälliges
Peritoneum von Patientinnen ohne Endometriose/Adenomyose, das im Rahmen von Hysterektomien
gewonnen wurde, mit untersucht (n=10). Es wurde die myometrialen Marker anti-Oxytocin
Receptor (OTR), anti-Vasopressin Receptor (VPR), anti-Östrogen Receptor (ER) and anti-Progesteron
Receptor (PR) eingesetzt. Als weiteren funktionellen Marker wurde anti-smooth muscle
myosin heavy chain (SM-MHC) eingesetzt. Zur Analyse des Differenzierungsgrades wurden
die Muskeldifferenzierungsmarker smooth muscle actin (smActin), Desmin and Caldesmon
eingesetzt.
Ergebnisse: In allen Endometrioseläsionen konnten glatte Muskelzellen nachgewiesen werden, wobei
der Gesamtgehalt der glatten Muskelzellen bis zu 38% des Gewebes ausmachte. Im Vergleich
zum Peritoneum von Patientinnen ohne Endometriose war der Muskelgehalt signifikant
erhöht. Endometriosenahe Muskelzellen zeigten eine geringere Expression von Desmin
und Caldesmon als weiter peripher gelegene Muskelareale. Ebenso verhielt es sich mit
der Expression von funktionellen Markern (SM-MHC, OTR, VPR, ER und PR), die ebenfalls
in stärkerer Expression in den peripheren Muskelzellen nachweisbar waren.
Diskussion: EMaSMC sind unterschiedlich differenziert, nahe der Endometrioseläsion sind unreife
Muskelzellen nachweisbar, mit zunehmender Entfernung zur Läsion nimmt der Differenzierungsgrad
zu. Das deutet darauf hin, dass diese Muskelzellen neu entstehen. Funktionelle Marker
lassen sich in den ausdifferenzierten Muskelarealen nachweisen. Der Nachweis der uterotonen
Marker führt zur Vermutung, dass solche Muskelzellen funktionell aktiv sein könnten
und über eine Irritation von peritonealen Nocizeptoren an der Genese von Endometriose-asssoziierten
Unterbauchschmerzen beteiligt sein könnten.