Psychiatrie und Psychotherapie up2date 2011; 5(05): 269-283
DOI: 10.1055/s-0031-1276846
Abhängigkeitserkrankungen

Pathologisches Spielen

Renanto Poespodihardjo
,
Barbara Laskowska
,
Gerhard A. Wiesbeck
Kernaussagen

Glücksspieler lassen sich einteilen in Gelegenheits- oder soziale Spieler, in Problemspieler und pathologische Spieler.

In Deutschland zeigen 0,29–0,64 % ein problematisches Spielverhalten, während 0,19–0,56 % der Bevölkerung ein pathologisches Glücksspielverhalten zeigen.

Die diagnostischen Kriterien für das pathologische Glücksspiel im DSM-IV-TR lehnen sich stark an die der Substanzabhängigkeit an.

Pathologisches Glücksspiel geht mit einer hohen Zahl komorbider Störungen einher. Oft tritt es gemeinsam mit dem Missbrauch von psychotropen Substanzen sowie zusammen mit affektiven und Angststörungen auf.

Als prädisponierende Merkmale haben sich das männliche Geschlecht und Persönlichkeitsmerkmale wie erhöhtes Sensation Seeking (Suche nach externen Stimulationsquellen) oder eine erhöhte Impulsivität erwiesen.

Dem pathologischen Glücksspiel gehen ein positives Anfangsstadium und eine kritische Gewöhnungsphase voraus. Das Suchtstadium ist geprägt von einer dauerhaft gesteigerten Spielfrequenz und dem Verlust von Kontrolle und Abstinenz.

Entzugsähnliche Erscheinungen können vorkommen. Sie umfassen insbesondere Unruhe, Gereiztheit und Konzentrationsstörungen und können durch Wiederaufnahme des Glücksspiels beendet werden.

Es bestehen wirksame Behandlungsmöglichkeiten. Besonders spezifische Methoden der Verhaltenstherapie, die bei kognitiven Verzerrungen, am Verlangen und an Bewältigungsstrategien ansetzen, haben sich als vielversprechend erwiesen.

Opioidrezeptor-Antagonisten (Naltrexon, Nalmefen) scheinen eine wirksame medikamentöse Behandlungsform des pathologischen Glücksspiels darzustellen.



Publication History

Publication Date:
30 August 2011 (online)

Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany