Aktuelle Neurologie 2011; 38 - P46
DOI: 10.1055/s-0031-1276551

Therapie der Spastik mit onabotulinumtoxin A – erweiterte praktische Erfahrungen in 10 spezialisierten deutschen Zentren

A. Schramm 1, J. Ndayisaba 1, M. auf dem Brinke 1, M. Hecht 1, C. Herrmann 1, M. Huber 1, A. Kupsch 1, E. Lobsien 1, S. Mehnert 1, I. Reuter 1, A. Stenner 1, E. Trost 1, C. van der Ven 1, M. Winterholler 1, J. Wissel 1
  • 1Erlangen; Innsbruck, Austria; Bad Wildungen, Kaufbeuren, Seesen, Burgau, Berlin, Gießen, Zwickau, Bad Mergentheim, Bonn, Rummelsberg, Beelitz-Heilstätten

Einleitung: Lokale Botulinumtoxin A Injektionen gehören zu den evidenz-basierten Therapien der fokal behindernden Spastizität, die sich in den letzten Jahren in Deutschland etabliert haben. Ziel der prospektiven Erfassung von Behandlungen mit onabotulinumtoxin A bei Spastizität in 10 Zentren war es die derzeitige aktuelle Praxis in Deutschland darzustellen und Konsequenzen für das Management und den Behandler zu diskutieren.

Methodik: Im Zeitraum 2005–2010 wurden in den 10 beteiligten Zentren prospektiv Behandlungsdaten zur Therapie der Spastizität mit onabotulinumtoxin A erhoben. Im Einzelnen wurden dokumentiert: Die Patienten- und Krankheitsdaten, klinische und funktionelle Parameter, Behandlungsziele, Injektionsparameter, begleitende Therapien, subjektive Wirkung und auftretende Nebenwirkungen.

Ergebnisse: Erfasst wurden 2005 Behandlungen (820 an der oberen, 762 an der unteren Extremität, 423 an beiden) bei insgesamt 508 Patienten mit folgenden Grunderkrankungen: Schlaganfall 46,5%, Schädel-Hirn-Trauma 10,6%, Multiple Sklerose 10,4%, sonstige 22,4%. Die Erstbehandlung erfolgte im Mittel 8,27 Jahre nach Krankheitsbeginn. Die mittlere Gesamtdosis betrug 331 MU [55–1000] onabotulinumtoxin A, wobei durchschnittlich an der oberen Extremität 5,2 und an der unteren Extremität 3,9 Muskeln behandelt wurden. Als Behandlungsziele wurden v.a. Funktionsverbesserung (66,3%), Pflege/Hygieneverbesserung (32,9%/25,9%), Schmerzreduktion (37,9%) und Verbesserung der Beweglichkeit (35,6%) vereinbart. Die Wirkung trat im Mittel nach 7,5 Tagen ein und hielt 71 Tage an. Ein guter bis sehr guter Behandlungserfolg ergab sich bei 66% der Patienten. Insbesondere hinsichtlich der Schmerzen zeigte sich vor der zweiten Injektion eine anhaltende, signifikante Reduktion (VAS 3,35 vs. 1,88; p<0,001). Nebenwirkungen waren leicht bis allenfalls mäßig und traten bei weniger als 5% der Behandlungen auf. 72% der Patienten wünschten bei der Kontrolluntersuchung eine Fortsetzung der Therapie.

Zusammenfassung: Die Behandlung der fokalen und multifokalen Spastizität mit onabotulinumtoxin A stellt in den vorgestellten Botulinumtoxin-Spezialambulanzen für ein breites Spektrum von Patienten mit neurologischen Erkrankungen eine wirksame und gut verträgliche, symptomatische und auch wiederholt wirksame Behandlung dar. Mit hoher Zuverlässigkeit und geringen Nebenwirkungen können bei mehr als 2/3 der Patienten die Behandlungsziele im dargestellten ambulanten Setting erreicht werden.