Aktuelle Neurologie 2011; 38 - P42
DOI: 10.1055/s-0031-1276547

Behandlung von Spastik nach einem Schlaganfall: deutsche Daten aus dem BOTOX Economic Spasticity Trial

I. Reuter 1, C. Herrmann 1, F. Mueller 1, T. Platz 1, A. Ceballos-Baumann 1, C. van der Ven 1, W. Schupp 1, C. Dohle 1, P. Koßmehl 1, S. Mehnert 1, J. Wissel 1, N. Wright 1
  • 1Gießen, Seesen, Bad Aibling, Greifswald, München, Bonn, Herzogenaurach, Berlin, Beelitz-Heilstätten; Marlow, Buckinghamshire, UK

Fragestellung: Spastik nach Schlaganfall (Post-Stroke Spasticity, PSS) ist eine ernste Folge von Schlaganfällen. Es gibt wenige detaillierte Beschreibungen von PSS-Patienten und der Art und Weise, wie Spastik Behandlungsentscheidungen beeinflusst. Ein Ziel des BOTOX® Economic Spasticity Trial (BEST) war die Charakterisierung einer ausgewählten Population von PSS-Patienten.

Methoden: BEST war eine internationale, prospektive, doppelblinde Studie. Erwachsene mit fokaler PSS (≥3 Monate nach dem Schlaganfall) wurden im Rahmen ihrer Rehabilitationsbehandlung auf BOTOX® (BoNT-A) + Standardbehandlung (Standard Care, SC) oder Placebo + SC randomisiert. Die Patienten erhielten bis zu 2 Behandlungszyklen, gefolgt von einer Open-Label-Phase von bis zu 52 Wochen. Patienten durften zur Aufnahme in die Studie keine vorherige Behandlung mit BoNT-A erhalten haben, die Funktion der zu behandelnden Extremität musste erhalten und die Wahrscheinlichkeit eines Nutzens der Behandlung hinsichtlich eines aktiven Funktionsziels gegeben sein. Starre Kontrakturen und andere Spastizitätsursachen als Schlaganfall waren Ausschlusskriterien.

Ergebnisse: Die Studienpopulation umfasste insgesamt 274 Patienten, wobei 68 in Deutschland aufgenommen wurden. Im Vergleich zur gesamten Studienpopulation umfasste die deutsche BEST-Kohorte einen größeren Anteil von Patienten im Alter unter 65 Jahren sowie einem größeren Anteil von Patienten mit hämorrhagischem Schlaganfall und mit schwerem Schlaganfall. Andere Baseline-Charakteristika waren mit der gesamten Studienpopulation vergleichbar wie z.B. der Anteil der Patienten, deren letzter Schlaganfall ein Jahr und länger zurücklag. Sie machten mehr als zwei Drittel der Populationen aus.

Schlussfolgerungen: Bei deutschen Patienten und Patienten anderer Nationalitäten stellt eine die aktive Funktion beeinträchtigende Spastik auch nach mehr als einem Jahr nach dem Schlaganfall noch ein Problem dar. Daten zu den Unterschieden und Ähnlichkeiten zwischen diesen Kohorten sowie potenzielle Gründe hierfür werden präsentiert.

Deutschland (n=68)

Insgesamt (n=274)

Männer, %

61,8

58,8

Weiß, %

97,1

97,1

Medianes Alter (Spanne), Jahre

59,8 (30,5–82,4)

62,6 (22,6–82,4)

Alter <65 Jahre, %

63,2

56,2

Schlaganfalltyp, %

Hämorrhagisch

26,5

20,8

Ischämisch

69,1

74,5

Schweregrad des Schlaganfalls, %

Mäßige Beeinträchtigung

57,4

71,9

Starke Beeinträchtigung

32,4

23,0

Mediane Zeit (Spanne) seit letztem Schlaganfall, Monate

23,7 (3,0–252,3)

22,8 (2,9–402,6)

>12 Monate seit letztem Schlaganfall, %

67,6

69,0