In den letzten Jahren wurde in Deutschland ein gehäuftes Auftreten zoonotischer Erkrankungen
beim Menschen wie zum Beispiel Hantavirus-Infektionen und Q-Fieber-Ausbrüche beobachtet.
Die Ursachen hierfür sind unklar, eine Beeinflussung durch sich ändernde Umwelt- und
Lebensbedingungen wird angenommen. Über das Vorkommen von humanen Infektionen mit
Zoonoseerregern ist in Deutschland wenig bekannt, und es gibt nur unzureichend gesicherte
Daten zur Prävalenz von Zoonosen. Die zunehmende Bedeutung und die zugleich unzureichende
Erfassung humaner zoonotischer Erkrankungen in den vergangenen Jahren erfordern eine
intensive Forschung und Datenerhebung auf diesem Gebiet. Fundiertes Wissen über das
Vorkommen und die Risikofaktoren von Zoonosen beim Menschen sind von entscheidender
Relevanz für den öffentlichen Gesundheitsschutz, um die infektionsepidemiologische
Situation zu bewerten und Präventionsstrategien effizient anbieten und nachhaltig
umsetzten zu können.
Seit Anfang 2009 besteht das RKI-Netzwerk Zoonosen, dessen Schwerpunkt es ist, neue
Erkenntnisse durch die Überwachung des Infektionsgeschehens beim Menschen in Deutschland
zu erheben. Das Netzwerk umfasst die Kosiliarlaboratorien für Bartonellen, Brucella,
Coxiella burnetii, EM-Erregerdiagnostik, FSME, Hantaviren, Leptospirosen, Pockenviren, Tollwut, Tularämie
und Yersinia pestis. Ziel des Netzwerkes Zoonosen ist es, durch Zoonose-Projekte neue Erkenntnisse sowohl
über das Vorkommen als auch die Entwicklung der Prävention dieser Infektionen beim
Menschen zu erheben. In diesem Rahmen sollen aktuelle Netzwerkprojekte wie zum Beispiel
diagnostische Qualitätsstandards bei Zoonosen oder eine Querschnittsstudie zum Vorkommen
von Zoonoseerregern bei der Allgemeinbevölkerung und Risikokollektiven in Deutschland
präsentiert werden. Aus Sicht des öffentlichen Infektionsschutzes sind diese vertieften
Erkenntnisse sowohl in der Diagnostik als auch über die Häufigkeit und geografische
Verbreitung von Zoonosen erforderlich, um die Situation in Deutschland sachgerecht
einschätzen und die Prävention zielgruppengerecht durchführen zu können.