Pneumologie 2011; 65 - A29
DOI: 10.1055/s-0031-1273054

Unterkieferprotrusionsschienen bei schwergradiger Schlafapnoe mit CPAP-Incompliance – Literatur und Klinik

S Schwarting 1
  • 1Praxis für Zahnärztliche Schlafmedizin, Kiel

Einleitung/Fragestellung:

Unterkieferprotrusionsschienen stellen heute eine effektive Therapieform für leicht – bis mittelgradige schlafbezogene Atmungsstörungen dar. In der S3-Leitlinie nicht-erholsamer Schlaf/Schlafstörungen (Somnologie 13, Suppl. 1, 2009) werden sie bei dieser Patientengruppe mit Empfehlungsgrad A bewertet. Goldstandard der Therapie von Patienten mit schwergradiger Schlafapnoe ist die CPAP-Therapie. Doch bis zu 30% der Patienten kommen mit der nächtlichen Überdruckbeatmung nicht zurecht.

Methodik:

Literaturangaben zum Einsatz von Protrusionsschienen bei schwergradiger Schlafapnoe wurden recherchiert sowie klinische Beispiele, wie mit modernen adjustierbaren Zweischienen-Systemen, die individuell nach Abdrücken und Bissregistrierung hergestellt wurden, Patienten mit schwergradigen schlafbezogenen Atmungsstörungen erfolgreich therapiert wurden.

Ergebnisse:

Bei schwergradiger Schlafapnoe können als second line Therapie noch gute Behandlungsergebnisse mit Protrusionsschienen erzielt werden und die Schlafatmungsstörung therapiert oder zumindest deutlich gemindert werden (Hoekema et al, J Dent Res 87 (9), 2008). Diese guten Ergebnisse erhält man aber nur im eingespielten interdisziplinären Team, wo Schlafmediziner mit schlafmedizinisch fortgebildeten Zahnmedizinern zusammenarbeiten. Wichtig ist die engagierte Titration der Schienen mit Verstärkung der Protrusion bis zum optimalen Ergebnis. Auch die durchgeführte Schienentitration während der Kontrollpolysomnografie trägt wesentlich zur Ergebnisqualität bei.

Diskussion:

Patienten mit schwergradiger Schlafapnoe bedürfen einer Therapie, um kardiovaskulären Risiken vorzubeugen und die Tagesschläfrigkeit zu behandeln. Wenn die CPAP/BiPAP/Auto-CPAP Compliance nicht gegeben ist, sollte der Schlafmediziner den Patienten nicht untherapiert entlassen (cave: Sekundenschlafgefährdete Autofahrer), sondern ihn zur Anpassung einer Unterkieferprotrusionsschiene überweisen an einen schlafmedizinisch fortgebildeten Zahnmediziner, z.B. Mitglied der Deutschen Gesellschaft Zahnärztliche Schlafmedizin www.dgzs.de.