Endoskopie heute 2011; 24 - FV29
DOI: 10.1055/s-0030-1271277

Propofol-basierte Sedation hat eine geringere Komplikationsrate und höhere Akzeptanz als Midazolam-basierte Regime: Ergebnisse einer großen prospektiven Vorsorge-Koloskopiestudie (Berlin Colonoscopy Project 8, BECOP-8)

A Adler 1, A Aminalai 2, J Aschenbeck 2, R Drossel 2, M Mayr 2, M Mroß 2, M Scheel 2, A Schröder 2, G Stange 1, M Hofmann 1, B Wiedenmann 1, U Gauger 1, S Roll 1, T Rösch 3
  • 1Charité-Universitätsmedizin Berlin-Campus Virchow-Klinikum, Zentrale Interdisziplinäre Endoskopie, Medizinische Klinik m. S. Hepatologie, Gastroenterologie und Stoffwechselkrankheiten, Berlin, Germany
  • 2Gastroenterologische Privatpraxen, Berlin, Germany
  • 3Universitätskrankenhaus Hamburg-Eppendorf, Klinik für Interdisziplinäre Endoskopie, Hamburg, Germany

Hintergrund: Die Koloskopie ist ein gut etabliertes Verfahren in der Kolonkarzinom-Vorsorge und stellt unverändert den Goldstandard dar. Meistens wird sie unter Sedation bei Bewusstsein („Conscious Sedation„) durchgeführt und entsprechend dem Schmerz und den Beschwerden des Patienten angepasst. Dieses eröffnet ein zusätzliches Risiko für diese Prozedur. Während Midazolam bereits seit vielen Jahren benutzt wird, hat die Einführung von Propofol spezielle Vorsichtsmaßnahmen zur Folge gehabt, die sich aus der Angst um ein erhöhtes Risiko ergaben. Viele Vorbehalte gegen dessen Anwendung bei der Vorsorge-Koloskopie (VK) wurden publiziert.

Patienten und Methoden: Alle VK wurden prospektiv während einer 18-monatigen Periode dokumentiert, die von 21 Koloskopikern in Privatpraxen in Berlin durchgeführt wurden. Die Sedation wurde nach dem freien Ermessen des Endoskopikers eingesetzt. Die Details und die Qualität der Sedation wurden in CRF's dokumentiert wie auch die Komplikationen bis zum Zeitpunkt der Entlassung aus der Praxis und auch darüber hinaus. Spätere Komplikationen wie auch die Patientenakzeptanz wurden in einem Patienten-Fragebogen aufgezeichnet, der von allen Studienteilnehmern nach zwei Wochen zurückgesandt wurde.

Ergebnisse: 12134 VK-Fälle wurden in dieser prospektiven Studie dokumentiert (mittleres Alter: 64,5 Jahre, m:w: 47:53%; Patienten-Rückantworten: 90,1%). 14,2% erhielten überhaupt keine Sedation. Midazolam wurde alleine (21,6%) oder in Kombination (13,6%) bei insgesamt 36,2% aller Fälle benutzt. Propofol wurde alleine (20,6%) oder in Kombination (28,4%) bei insgesamt 49% aller Fälle angewandt. Midazolam und Propofol-basierte Regime hatten eine kardiovaskuläre Komplikationsrate von 0,42% bzw. von 0,13% (p=0,016). Die höchste Patientenakzeptanz (89,7%) in einer 5-teiligen Skala wie auch die akzeptabelsten Untersuchungsbedingungen für den Untersucher (96,2%) wurden mit Propofol erreicht.

Schlussfolgerungen: In dieser großen aber nicht randomisierten Privatpraxis-Studie erscheint die Propofol-basierte Koloskopie-Sedation sicherer als die mit Midazolam, sowohl in alleiniger Anwendung, als auch bei der Applikation in Kombinationsregimen. Patientenakzeptanz und Qualität der Untersuchungsbedingungen für den Endoskopiker sind bei den Propofol-basierten Regimen im Vergleich zu den Midazolam-basierten deutlich gesteigert.