Endoskopie heute 2011; 24 - FV17
DOI: 10.1055/s-0030-1271265

Wie valide ist die Messung der Längenausdehnung eines Barrett-Ösophagus? Ein Vergleich von 2 endoskopischen Messmethoden

J Herzog 1, A Schwarzenböck 1, W Schmidt-Tänzer 1, KH Hennemann 1, A Eickhoff 1
  • 1Klinikum Hanau, Medizinische Klinik II, Hanau, Germany

Einleitung: Die Bestimmung der Größen- und Längenausdehnung gastrointestinaler Läsionen mittels Endoskop ist technisch schwierig, ungenau und unterliegt großen Schwankungsbreiten. Der kappa-Wert der intra- und interobserver Übereinstimmung bei der Längenbestimmung des Barrett-Ösophagus liegt nur bei 0,4. Die Fehlerquote bei der traditionellen Ausmessung eines Barrett-Ösophagus mittels Endoskop beträgt somit >50%. Die exakte Längenbestimmung eines Barrett-Ösophagus hat jedoch nicht nur therapeutische sondern auch prognostische Auswirkungen bei der Überwachung dieser Patienten. Durch den Gebrauch eines simplen Messkatheters, der durch den Arbeitskanal des Endoskops platziert wird, kann eine exakte und zügige Längenbestimmung vorhandener Barrett-Schleimhautzungen vorgenommen werden.

Material und Methodik: In einer ersten Phase wurden 40 Patienten mit Barrett-Ösophagus untersucht. Zunächst erfolgte die traditionelle Längenbestimmung mittels Endoskop und langsamen Geräterückzug mit Evaluation der Endringtiefe anhand der Zentimeter-Angaben am Endoskop-Schaft. Die Klassifikation erfolgte gemäß der Prag-Einteilung mit Bestimmung des circumferentiellen Barrett-Anteils und der Bestimmung der längsten metaplastischen Barrett-Zunge (CM-Klassifikation). Danach wurde ein herkömmlicher Nitinol-Messkatheter (Markierung in Zentimeter-Abständen) (MTW GmbH) über den Arbeitskanal des Endoskops eingebracht und platziert auf dem circumferentiellen und metaplastichen Barrett-Anteil mit nachfolgender Evaluation der Länge in situ. Diese Daten wurden protokolliert und für eine deskriptive Statistik herangezogen.

Ergebnisse: Insgesamt konnten 40 Patienten (23Männer, 17 Frauen) untersucht werden, medianes Alter 63,4±5,8 Jahre. Elf Patienten wurden im Rahmen einer Index-Untersuchung evaluiert, bei 29 Patienten handelte es sich um Follow-up Gastroskopien. Bei 15 Patienten zeigte sich ein long-segment Barrett (LSB), bei 25 Fällen ein short-segment Barrett-Ösophagus (SSB). Eine Übereinstimmung der Längenmessung zwischen „traditioneller Methode„ und „Messkatheter-Methode„ zeigte sich nur bei 18%, in 69% wurde mittels traditioneller Methode der Barrett überschätzt und in 13% unterschätzt. Im Mittel ergab sich eine Differenz zwischen beiden Methoden von 2,2cm.

Diskussion: Die traditionelle endoskopische Längenbestimmung eines Barrett-Ösophagus ist ungenau. Häufig wird die Ausdehnung metaplastischer Barrett-Areale deutlich überschätzt, in unserer Studie immerhin bei fast 70% aller Fälle. Der Gebrauch eines simplen und schnell einsetzbaren Messkatheters erlaubt eine deutlich exaktere Längenbestimmung bei nur marginal verlängerter Untersuchungszeit. Dies hat erwiesenermaßen einen Einfluss auf die Frequenz und das Zeitintervall der follow-up Untersuchungen.