Endoskopie heute 2011; 24 - P13
DOI: 10.1055/s-0030-1271234

Endoskopie durch nicht-ärztliches Personal in Malawi – eine Studie im Rahmen einer internationalen Kooperation

TJ Wilhelm 1, 2, H Mothes 3, M Malunga 2, D Chiwewe 2, B Mwatibu 2, G Kähler 1
  • 1Universitätsmedizin Mannheim, Zentrale Interdisziplinäre Endoskopie, Mannheim, Germany
  • 2Zomba Central Hospital, Chirurgische Klinik, Zomba, Malawi
  • 3Universitätsklinikum Jena, Chirurgische Klinik, Jena, Germany

Einführung: Endoskopische Untersuchungen des Gastrointestinaltraktes werden in Entwicklungsländern des südlichen Afrika äußerst selten durchgeführt. Selbst wenn eine Endoskopieeinheit verfügbar ist, behindern der Mangel an Ärzten und die fehlende Instandhaltung der Geräte ihre kontinuierliche Funktionstüchtigkeit.

Im Jahr 2001 wurde eine Endoskopieeinheit am Zomba Central Hospital in Malawi eingerichtet im Rahmen einer internationalen Kooperation, initiiert durch Mitarbeiter der Universitätsklinik Jena.

Aufgrund des verheerenden Ärztemangels in Malawi wurden Clinical Officer (CO) – medizinisches, nicht-ärztliches Personal mit einer vierjährigen Ausbildung in Allgemeinmedizin – in der Durchführung von Ösophago-Gastro-Duodenskopien (ÖGD) geschult.

Das Ziel der Studie ist die Klärung, ob ÖGDs ohne Beeinträchtigung der Patientensicherheit und Verlust an Qualität an Clinical Officer delegiert werden können. Außerdem wird die Effektivität der internationalen Kooperation evaluiert.

Methoden: Alter und Geschlecht der Patienten, Beschwerden/Indikation, Qualifikation des Untersuchers, Diagnosen, Interventionen und Therapieempfehlungen wurden prospektiv dokumentiert für 1732 konsekutive ÖGDs. Studienzeitraum war September 2001– August 2010. Die Daten wurden mit SPSS 12.0 software package analysiert.

Ergebnisse: 1059 (61,1%) ÖGDs wurden von Clinical Officern ohne Supervision und 673 (38,9%) von Chirurgen oder von Clinical Officern unter Supervision durch Chirurgen durchgeführt. Darin eingeschlossen sind 116 Interventionen (Stent-Implantation, Bougierung, Ethanolinfiltration). Alle Untersuchungen und Interventionen erfolgten ausschließlich unter Lidocain-Rachenspray. 406 ÖGDs (23,4%) ergaben einen Normalbefund. Die häufigste Pathologie war das endemische Ösophaguskarzinom (580 Fälle, 32% aller Diagnosen). 20 ÖGDs (1,2%) wurden abgebrochen, da die Untersuchung nicht toleriert wurde. Es gab drei relevante Komplikationen bei den Interventionen.

Die Abbruch- und die Komplikationsrate waren nahezu identisch zwischen Clinical Officern und Chirurgen (p=0,11). Die Verteilung der Diagnosen für die häufigsten Indikationen war ähnlich und nur für die Indikation „Oberbauchschmerz„ signifikant unterschiedlich (p<0,001).

Schlussfolgerungen: Die Studie belegt, dass in Malawi ÖGDs erfolgreich an Clinical Officer delegiert werden können, sofern adäquate Ausbildung und Supervision gewährleistet werden. Eine internationale Kooperation in Endoskopie kann nicht nur die langfristige Durchführung von Untersuchungen sichern, sondern auch zur Implementierung und Evaluation von neuen Konzepten beitragen.

Die hohe Prävalenz von Ösophaguskarzinomen betont die Notwendigkeit zur Etablierung von Therapiekonzepten und effektiven Maßnahmen zur Palliation.