Hintergrund: Der Effekt einer reduzierten Salzaufnahme auf den Blutdruck wird gegenwärtig intensiv
diskutiert. Die aktuelle Ernährungsweise in industrialisierten Ländern ist gekennzeichnet
durch einen sehr hohen Salzgehalt. Gleichzeitig finden sich in vielen dieser Länder
hohe Inzidenz- und Prävalenzraten für Hypertonie. Es besteht daher die Frage, ob eine
bevölkerungsweite Intervention zur Salzreduktion einen sinnvollen Ansatz zur Prävention
von Hypertonie darstellt. Material/Methoden: Zur Bewertung der Effektivität und Sicherheit einer bevölkerungsweiten Salzreduktion
in verarbeiteten Lebensmitteln wurde eine umfassende Analyse der verfügbaren Evidenz
vorgenommen. Hierzu wurden die Ergebnisse einer Vielzahl unterschiedlicher Studientypen
berücksichtigt, die die Beziehung zwischen Natriumaufnahme und Blutdruck untersuchten.
Zudem wurden Ergebnisse und Erfahrungen aus Langzeitinterventionen zur Prävention
von kardiovaskulären Erkrankungen hinzugezogen. Auf dieser Grundlage wurde mithilfe
des Computersimulationsmodells PREVENT (Informationen unter: http://www.eurocadet.org/)
eine quantitative Schätzung des Effekts einer Senkung des mittleren Blutdrucks auf
die Inzidenz und Prävalenz der Hypertonie in Deutschland durchgeführt. Ergebnisse: Eine moderate Reduzierung der Salzaufnahme würde einen geringen aber entscheidenden
blutdrucksenkenden Effekt haben und zu einer Verschiebung der Blutdruckverteilungskurve
der deutschen Bevölkerung in Richtung einer theoretisch minimalen Risikoexposition
führen. Über einen Zeitraum von 50 Jahren würde es im Vergleich zu einem Referenzszenario
ohne Veränderung des Blutdruckniveaus zu einer deutlichen Abnahme in den absoluten
Inzidenz- und Prävalenzraten der Hypertonie kommen. In Abhängigkeit von unterschiedlichen
Interventionsszenarien beträgt die Gesamtzahl vermeidbarer inzidenter Hypertoniefälle
bis zum Jahr 2046 545.000, 830.000 bzw. 1,1 Millionen. Die Hypertonieprävalenz würde
sich im Vergleich zum Referenzszenario entsprechend um bis zu 6,8 Millionen Fälle
reduzieren. Die Schätzungen sind wegen Einschränkungen der für die Simulation verfügbaren
Datengrundlage als konservativ zu betrachten. Schlussfolgerungen: Eine Reduktion des Salzgehalts in verarbeiteten Lebensmitteln stellt einen effektiven
und sicheren Ansatz für eine bevölkerungsbasierte Intervention zur Verringerung der
Krankheitslast durch Hypertonie in Deutschland dar.