ergopraxis 2010; 3(9): 11-12
DOI: 10.1055/s-0030-1265884
wissenschaft

Psychische Erkrankungen – Frührente durch Prävention verhindern

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Publication Date:
02 September 2010 (online)

 

Der Frühberentung aufgrund von psychischen Erkrankungen sollte man durch Präventionsprogramme und durch die Therapie somatoformer Störungen entgegenwirken. Das fordern Professor Dr. med. Wolfgang Sperling und sein Forscherteam von der psychiatrischen Klinik der Uniklinik Erlangen.

Die Forscher untersuchten in einer explorativen Analyse 94 Berufsunfähigkeitsgutachten, die sie von Ende 1999 bis Mitte 2006 in der Klinik erstellt hatten. Ziel war es, vor dem Hintergrund steigender Berufsunfähigkeitsraten psychisch erkrankter Menschen ein Profil der Betroffenen zu erstellen. Die Forscher fanden heraus, dass neurotische, somatoforme und Belastungsstörungen diagnostisch überwogen und einen großen Risikofaktor für eine Frühberentung darstellten. Weiterhin waren Menschen, die arbeitslos oder geschieden waren oder einen niedrigen Bildungsstand hatten, ebenso wie Beamte später oft berufsunfähig. Bei den Frauen waren diejenigen stärker betroffen, die zuvor Berufe ausgeübt hatten, für die sie keine Ausbildung absolviert hatten. Ansonsten zeigten sich keine signifikanten Unterschiede zwischen Frauen und Männern. Die Analyse ergab keinen Nachweis, ob eine stabile Beziehung vor Berufsunfähigkeit schützt. Auch der Intelligenzquotient spielte hierbei keine Rolle.

Die Forscher halten eine gesamtgesellschaftliche Primärprävention für notwendig, zum Beispiel anhand von aufklärenden Maßnahmen oder Screeningprogrammen, die zur Früherkennung und Entstigmatisierung beitragen. Sie schlagen unter anderem auch ein ganzheitliches betriebliches Gesundheitsmanagement vor, um die Gesundheit am Arbeitsplatz zu fördern.

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Fortschr Neurol Psychiatr 2010; 78: 213–218

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