Fragestellung: Um Krisen bei Patienten mit fortgeschrittener COPD oder Lungenkarzinom (LK) effektiv
erkennen, bewältigen und vorbeugen zu können, muss zunächst ermittelt werden, welche
Krisen und belastenden Situationen in der wissenschaftlichen Literatur beschrieben
werden.
Methodik: Systematische Literaturrecherche in den Datenbanken Medline, PsychInfo, CINAHL und
der Cochrane Library mit einer Suchstrategie zu Krise und COPD oder Lungenkarzinom.
Krise wurde definiert als eine Problemsituation, die sich so zuspitzen kann, dass
sie nicht mehr allein bewältigt werden kann und externe Hilfe benötigt wird.
Ergebnisse: Die Suche ergab 8.848 Referenzen, von denen 268 für die Studie detailliert ausgewertet
wurden. Der Begriff „Krise“ (engl. crisis) wurde in der ermittelten Literatur nur
selten verwendet. Als alternative Begriffe zur Beschreibung der o.g. Problemsituation
wurden die Begriffe „Distress“ und „Notfälle“ (emergency) ermittelt. Patienten mit
COPD oder LK zeigten bzgl. Krisen im letzten Lebensjahr Gemeinsamkeiten aber auch
Unterschiede auf. Beide Krankheiten sind charakterisiert durch eine hohe Prävalenz
der Atemnot neben einer hohen generellen Symptomlast (Schwäche, Schmerz etc.). Die
Exazerbation wurde bei den COPD-Patienten als die wichtigste Krise beschrieben mit
hohem Risiko eines Krankenhausaufenthaltes und plötzlichen Versterbens. Die Diagnosemitteilung
und die Auseinandersetzung mit der eigenen Endlichkeit wurden bei den LK-Patienten
als existentielle Krisen erlebt. Zudem fühlen sich LK-Patienten vor allem durch die
Therapienebenwirkungen stark beeinträchtigt. Angehörige spielen in der Bewältigung
der Krisen eine zentrale Rolle, auch wenn wenig zu diesem Thema in der Literatur geschrieben
wird.
Schlussfolgerung: Nicht nur körperliche Symptome (v.a. Atemnot), sondern besonders auch psychosoziale
Probleme führen bei beiden Patientengruppen zu Krisen im letzten Lebensjahr und bedürfen
eines koordinierten Krisenmanagements.