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DOI: 10.1055/s-0030-1265356
Der Begriff „Krise“ bei Patienten mit fortgeschrittenen Erkrankungen – eine systematische Literaturanalyse
Fragestellung: Um Krisen bei Patienten mit fortgeschrittener COPD oder Lungenkarzinom (LK) effektiv erkennen, bewältigen und vorbeugen zu können, muss zunächst ermittelt werden, welche Krisen und belastenden Situationen in der wissenschaftlichen Literatur beschrieben werden.
Methodik: Systematische Literaturrecherche in den Datenbanken Medline, PsychInfo, CINAHL und der Cochrane Library mit einer Suchstrategie zu Krise und COPD oder Lungenkarzinom. Krise wurde definiert als eine Problemsituation, die sich so zuspitzen kann, dass sie nicht mehr allein bewältigt werden kann und externe Hilfe benötigt wird.
Ergebnisse: Die Suche ergab 8.848 Referenzen, von denen 268 für die Studie detailliert ausgewertet wurden. Der Begriff „Krise“ (engl. crisis) wurde in der ermittelten Literatur nur selten verwendet. Als alternative Begriffe zur Beschreibung der o.g. Problemsituation wurden die Begriffe „Distress“ und „Notfälle“ (emergency) ermittelt. Patienten mit COPD oder LK zeigten bzgl. Krisen im letzten Lebensjahr Gemeinsamkeiten aber auch Unterschiede auf. Beide Krankheiten sind charakterisiert durch eine hohe Prävalenz der Atemnot neben einer hohen generellen Symptomlast (Schwäche, Schmerz etc.). Die Exazerbation wurde bei den COPD-Patienten als die wichtigste Krise beschrieben mit hohem Risiko eines Krankenhausaufenthaltes und plötzlichen Versterbens. Die Diagnosemitteilung und die Auseinandersetzung mit der eigenen Endlichkeit wurden bei den LK-Patienten als existentielle Krisen erlebt. Zudem fühlen sich LK-Patienten vor allem durch die Therapienebenwirkungen stark beeinträchtigt. Angehörige spielen in der Bewältigung der Krisen eine zentrale Rolle, auch wenn wenig zu diesem Thema in der Literatur geschrieben wird.
Schlussfolgerung: Nicht nur körperliche Symptome (v.a. Atemnot), sondern besonders auch psychosoziale Probleme führen bei beiden Patientengruppen zu Krisen im letzten Lebensjahr und bedürfen eines koordinierten Krisenmanagements.