Krankenhaushygiene up2date 2011; 6(4): 259-260
DOI: 10.1055/s-0030-1257118
Meldungen und Meinungen

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Einsatz von UV-Licht zur Raumdekontamination

Further Information

Publication History

Publication Date:
21 December 2011 (online)

Boyce JM et al. Terminal Decontamination of Patient Rooms Using an Automated Mobile UV Light Unit. Infect Control Hosp Epidemiol 2011; 32: 737 – 742

Oberflächen in Krankehäusern rücken zunehmend in den Blickpunkt bei der Entstehung nosokomialer Infektionen. Dies gilt insbesondere für Erreger, die eine hohe Umweltresistenz aufweisen und daher noch Tage, Wochen und z. T. Monate nach Kontamination nachweisbar sind, wie etwa Vancomycin-resistente Enterokokken (VRE), Methicillin-resistente Staphylococcus aureus (MRSA), Acinetobacter baumannii, Clostridium difficile oder Noroviren. Die Übertragung wird dabei begünstigt durch nicht oder nur teilweise durchgeführte Reinigungs- und Desinfektionsmaßnahmen. Grundsätzlich bieten sich daher automatisierte Verfahren an, die eine nachvollziehbare Dekontamination von Oberflächen erlauben. In der vorliegenden prospektiven Beobachtungsstudie wird der Einsatz von UV-Licht zur Raumdekontamination untersucht.

Die verwendete UV-Licht Lampe (Tru-D, Lumalier) emittierte UV-C-Strahlen mit einer Wellenlänge von 254 nm. Die Einheit wurde in der Mitte der Patientenzimmer aufgestellt, nachdem eine Schlussreinigung durchgeführt wurde. Das Gerät beendete die Bestrahlung selbstständig, wenn die gewählte Dosis ausgebracht war. Zur Überprüfung des Desinfektionserfolgs wurden in jedem Raum 5 häufig berührte Oberflächen mithilfe von Abklatschproben vor und nach Bestrahlung auf aerobe Bakterien untersucht. Dazu zählten der Bettrahmen, der Patiententisch, die Fernbedienung des Fernsehers, der Haltegriff in der Nasszelle und der Toilettensitz. Zudem wurden mit C. difficile-Sporen beschichtete Edelstahlplättchen auf dem Patiententisch, einem Stuhl, dem Fußboden unter dem Bett, dem Toilettensitz und dem Boden der Dusche platziert und vor und nach Bestrahlung ausgewertet. In insgesamt 20 Zimmern wurde der Raum bei geöffneter Tür zur Nasszelle in einem Durchgang bestrahlt. In 5 weiteren Zimmern wurde zunächst eine Dekontamination in der Nasszelle und anschließend im Patientenzimmer durchgeführt, hier jeweils mit geschlossenen Türen.

Die Ergebnisse zeigen: Mit einer einmaligen Bestrahlung konnte die Anzahl der nachgewiesenen aeroben Bakterienkolonien auf allen 5 getesteten Oberflächen von 10,6 – 98,2 koloniebildenden Einheiten (KBE) pro Agarplatte auf 0,3 – 24,0 KBE reduziert werden (p < 0,02). In Bereichen mit direkter Sicht zum Gerät wurden insgesamt deutlich häufiger negative Kulturergebnisse nach UV-Bestrahlung gefunden (p < 0,001). Auch die Zahl der C. difficile-Sporen verringerte sich um 1,8 – 2,9 log-Stufen. Die UV-Bestrahlung dauerte zwischen 34,2 und 100,1 Minuten. Bei der separaten Bestrahlung von Nasszelle und Patientenzimmer verringerte sich die Zahl aerober Bakterien statistisch signifikant von 10,0 – 89,2 KBE pro Agarplatte auf 0 KBE. Hier dauerte die Bestrahlung zwischen 72,1 und 146,3 min. Ozon, das bei UV-C-Strahlung entstehen kann, wurde nicht in antimikrobiell wirksamen Konzentrationen nachgewiesen.

Fazit: Berührungslose Desinfektionssysteme, die Wasserstoffperoxid fein verteilen oder UV-C-Strahlung emittieren, haben ihre mikrobiologische Wirksamkeit in der vorliegenden und anderen Studien dokumentieren können. Bislang liegt jedoch lediglich eine Studie zu C. difficile vor, die belegen kann, dass damit auch die Zahl nosokomialer Infektionen vermindert werden kann. Vor dem Einsatz der Geräte stehen zudem hohe Investitionen an. Die Verfahren dauern recht lange und verlangen, dass die Räume vorher gereinigt werden und sich keine Personen mehr darin befinden. Sie stellen deshalb, bei Unwirksamkeit anderer Maßnahmen, eine mögliche Option zur zusätzlichen Schlussdesinfektion bei Ausbruchsgeschehen, insbesondere mit umweltresistenten Keimen oder bei Patienten mit multiresistenten Erregern und einem hohen Streupotenzial, dar.

Dr. Patrick Weißgerber, Tübingen

    >