Krankenhaushygiene up2date 2011; 6(3): 173-174
DOI: 10.1055/s-0030-1256850
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Kein Kortison bei der Behandlung der CAP

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Publication Date:
08 September 2011 (online)

Snijders D et al. Efficacy of corticosteroids in community acquired pneumonia. A randomized double-blind clinical trial. Am J Resp Crit Care Med 2010; 181: 975 – 82

Der Einsatz von Kortikosteroiden bei Sepsis und septischem Schock wird mit unterschiedlichen Dosierungen teilweise kontrovers diskutiert. Nicht anders ist die Situation bei der supportiven Therapie mit Kortison bei der ambulant erworbenen Pneumonie (Community acquired pneumonia = CAP). Die Autoren um D. Snijders haben nun die Effektivität einer Steroidtherapie bei CAP in einer randomisierten, placebokontrollierten Studie in den Niederlanden untersucht.

Die Patienten erhielten entweder Antibiotika plus 40 mg Prednisolon oder Placebo für jeweils 7 Tage. Zur Analyse der Erkrankungsschwere wurden der Pneumonia Severity Index und der CURB-65-Score (Konfusion, Serumharnstoff, Atemfrequenz, Blutdruck, Alter über 65 Jahre) erfasst. Von den 213 untersuchten Patienten hatten 25,4 % einen CURB-65-Score über 2 und 43,7 % fielen in die Pneumonia Severity Index-Klassen IV – V. Es ergaben sich keine deutlichen Unterschiede des klinischen Outcomes (Heilungsrate) zwischen den Behandlungsgruppen am 7. und 30. Behandlungstag und bezüglich der 30-Tage-Sterblichkeit, trotz schnellerem Rückgang des Fiebers und des CRP in der Behandlungsgruppe. Allerdings ergaben sich mehr späte respiratorische Dekompensationen und Rückfälle nach 72 Stunden in der Behandlungsgruppe mit Prednisolon (19,2 vs. 6,4 %, p = 0,04).

Die Autoren kommen daher zu dem Schluss, dass eine supportive Behandlung mit Prednisolon (40 mg für 7 Tage) bei der ambulant erworbenen Pneumonie nicht sinnvoll ist.

Fazit: Die vorliegende Studie belegt, dass eine routinemäßige Steroidbehandlung bei der ambulant erworbenen Pneumonie nicht durchgeführt werden sollte, da sie keine Vorteile sondern eher leichte Nachteile hinsichtlich der Rückfallquote und späten respiratorischen Verschlechterung mit sich bringt. Zu bedenken ist allerdings, dass bestimmte Patientengruppen (z. B. solche mit chronischer Steroidtherapie und Infektexazerbationen bei COPD) auch bei ambulant erworbener Pneumonie mitunter einer gezielten Steroidtherapie bedürfen.

PD Dr. Sebastian Schulz-Stübner, Freiburg

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