Krankenhaushygiene up2date 2010; 5(4): 239-240
DOI: 10.1055/s-0030-1256115
Meldungen und Meinungen

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Eingrenzung von MRSA durch ein 15-jähriges Kontrollprogramm

Further Information

Publication History

Publication Date:
27 December 2010 (online)

Jarlier V, Trystram D, Brun-Buisson Ch, et al. Curbing methicillin-resistant Staphylococcus aureus in 38 french hospitals through a 15-year institutional control program. Arch Intern Med 2010; 170: 552 – 559

Die Rate von Methicillin-resistentem Staphylococcus aureus (MRSA) hat in den letzten 10 Jahren in vielen Ländern weltweit hohe Zahlen erreicht, obwohl es auch Länder gibt, welche die Ausbreitung erfolgreich eindämmen konnten. Die Kontrolle von MRSA in medizinischen Einrichtungen ist eine Herausforderung in Ländern in denen die Rate von MRSA in den letzten Jahrzehnten zugenommen hat. In Frankreich lag in den späten 1980iger-Jahren der Anteil von MRSA an klinischen Staphylococcus aureus-Stämmen mit inakzeptablen 35 % deutlich über dem anderer europäischer Länder. Daher wurde ein Langzeitprogramm über 15 Jahre zur Kontrolle von MRSA an den 38 Häusern der Assistance Publique-Hôpitaux de Paris (AP-HP), mit 23 000 Betten die größte öffentliche Gesundheitseinrichtung Frankreichs, eingeführt. Hier lag die Zahl von MRSA Stämmen zu Beginn sogar bei 39,4 %. Als öffentliche Einrichtung betreut AP-HP 38 Krankenhäuser, von denen 23 der Akutversorgung (AKH, mit 14 300 Betten) dienen und 15 Rehabilitations- oder Langzeitpflegeeinrichtungen (RKH, mit 8700 Betten) sind. 1993 wurde ein MRSA-Kontrollprogramm eingeführt, das folgende Maßnahmen vorsah:

1. Isolierungsmaßnahmen:

Einzelzimmerunterbringung für Patienten mit MRSA wann immer möglich Barrieremaßnahmen wie Handschuhe bei Patientenkontakt und Schürze bei umfangreicherem Patientenkontakt. Patientenbezogene Nutzung von Stethoskopen oder ähnlichen medizinischen Geräten.

2. Förderung der Händehygiene:

Händewaschen mit desinfizierender Seife vor Verlassen des MRSA-Patientenzimmers 2001 großangelegte Kampagne zur Nutzung von alkoholischen Händedesinfektionspräparaten

3. Identifizierung von Patienten mit MRSA-Infektion oder -Besiedlung:

passive Kontrolle aktive Kontrolle durch Nasenabstriche bei Risikopatienten für MRSA-Besiedlung (z. B. Intensivstation/Kontaktpatienten) Kennzeichnung neuer MRSA-Patienten durch ein Meldewesen und Kennzeichnung der Krankenakte Kennzeichnung der MRSA-Patientenzimmer mit Aufklebern Information an Stationen wenn MRSA-Patienten verlegt werden

4. Rückmeldung: Information der Einrichtungen über die Ergebnisse

Das MRSA-Kontrollprogramm basierte auf den Richtlinien welche zu dieser Zeit von nationalen Einrichtungen erstellt wurde. Bis 1996 schlossen sich 19 der 23 AKH und 7 der 15 RKH dem Programm an. Der Anteil von MRSA an S. aureus-Stämmen sank von 39,4% (1993) auf 21,6% (2007, – 45 %) in den AKH. Der Rückgang war auf chirurgischen (– 44 %) und intensivmedizinischen (– 59 %) Stationen, im Vergleich zu medizinischen Stationen (– 32 %), höher. An RKH blieb der Anteil an MRSA mit 54 – 73 % hoch, womit die Gesamtreduktionsrate von MRSA an S.aureus über alle Einrichtungen eine Reduktion von 35 % brachte. Seit dem Jahr 2000 wurde der Gebrauch von alkoholischem Händedesinfektionsmittel eingeführt. Der Verbrauch stieg von 2 auf 21 l/1000 Krankenhaustage. Auch hier war ein großer Unterschied zwischen Akuthäusern (26 l) und Langzeitpflegeeinrichtungen (10 l) festzustellen. Die Anzahl der MRSA-Fälle sank von 0,86 auf 0,56/1000 Krankenhaustage (– 35 %), die v. a. den Akutkrankenhäusern (– 58 %) zu verdanken war. In den RKH kam es nach Einführung des Programms zuerst zu einem Anstieg der MRSA-Fälle (von 0,49 auf 0,94/1000Krankenhaustage) und mit Einführung der alkoholischen Händedesinfektion ging der Wert wieder annähernd auf den Ausgangswert zurück (0,54/1000 Krankenhaustage).

Fazit: Das MRSA-Kontrollprogramm wurde an den AKH deutlich besser angenommen als an RKH. Das wichtigste Ergebnis war die deutliche Reduktion der MRSA-Belastung um – 35 % zwischen 1993 und 2007. Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass eine effektive MRSA-Kontrolle nicht nur auf Klinikebene durchgeführt werden kann, sondern auch für einen großen medizinischen Verbund übergreifend möglich ist.

Dr. E. Tabori, Dr. E. Fritz, Freiburg