Krankenhaushygiene up2date 2010; 5(3): 153
DOI: 10.1055/s-0030-1255841
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Verbrennungen: Was bringt die Antibiotikaprophylaxe?

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Publication Date:
30 September 2010 (online)

Avni T, Levcovich A, Ad-El DD et al. Prophylactic antibiotics for burns patients: systematic review and meta-analysis. BMJ 2010 Feb 15; 340: c241

Infektionen sind bei Schwerbrandverletzten ein ernstes Problem und verschlechtern die Prognose wesentlich. Da diese Patienten Ähnlichkeiten mit anderen Intensivpatienten aufweisen, könnten auch sie möglicherweise von einer Antibiotikaprophylaxe profitieren. Doch die gegenwärtige Literatur rät von einer systemischen Antibiose ab. T. Avni et al. sind dem nun nachgegangen.

Die Autoren führten hierzu eine Metaanalyse durch, für die sie in mehreren medizinischen Datenbanken nach randomisierten oder quasi-randomisierten Studien mit stationären Brandverletzten suchten. Die analysierte Intervention bestand dabei in einer Antibiotikaprophylaxe vs. Placebo oder keine Behandlung. Die Antibiotikagabe konnte systemisch intravenös, intramuskulär oder oral appliziert werden, aus nicht absorbierbaren oralen Chemotherapeutika bestehen oder topisch (Wundbehandlung oder Inhalation) erfolgen. Primärer Endpunkt der Metaanalyse war die Gesamtmortalität. Sekundäre Endpunkte beinhalteten unter anderem Bakteriämien, verschiedene Infektionen, Liegezeit und die Induktion einer Resistenz.

Insgesamt gingen 17 Studien mit 1113 Patienten in die Analyse ein. Eine systemische Antibiotikaprophylaxe war generell mit einer statistisch signifikant reduzierten Gesamtmortalität assoziiert, das Risikoverhältnis betrug 0,54 (95 %-Konfidenzintervall 0,34 – 0,84). Man musste durchschnittlich 8 Patienten (5 – 33) behandeln, um einen Todesfall zu verhindern. Nicht absorbierbare oder topische Antibiotika, die zum Zeitpunkt eines chirurgischen Eingriffs verabreicht wurden, beeinflussten die Gesamtmortalität nicht wesentlich. Eine systemische Prophylaxe ging mit einer Reduktion von Pneumonien einher, eine perioperative Prophylaxe mit einer Reduktion von Wundinfektionen. Kolonisationen oder Infektionen mit S. aureus waren unter Anti-Staphylokokken-Antibiotika seltener. In 3 Studien erhöhte sich die Resistenz gegen die zur Prophylaxe verwendeten Antibiotika deutlich (Verhältnis 2,84). Allerdings war die methodologische Qualität der Studien insgesamt schlecht.

Fazit; Bei Brandverletzten scheint eine Antibiotikaprophylaxe entgegen der gängigen Literaturmeinung Vorteile zu bieten. Die methodologische Qualität der verfügbaren Daten ist jedoch schlecht, was die Notwendigkeit randomisierter und kontrollierter Studien zu dieser Problematik unterstreicht, so die Autoren.

Dr. Johannes Weiß, Bad Kissingen

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