Klin Padiatr 2010; 222(3): 119-120
DOI: 10.1055/s-0030-1252062
In eigener Sache

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Nachruf auf Professor Friedrich Carl Sitzmann

In memoriam Professor Friedrich Carl Sitzmann
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Publication Date:
31 May 2010 (online)

Am 18. Oktober 2009 ist Professor Dr. med. Dres. h.c. Friedrich Carl Sitzmann, langjähriger Schriftleiter der Klinischen Pädiatrie, nach längerer, schwerer Krankheit verstorben. Die deutsche Pädiatrie hat damit eine ihrer herausragenden Persönlichkeiten verloren, die über Jahrzehnte die Fortschritte und die Fortbildung in der Pädiatrie maßgeblich gestaltet und beeinflusst hat.

Friedrich Carl Sitzmann wurde 1935 in Thurn/Oberfranken geboren. 1953 erfolgten Abitur und Beginn des Medizinstudiums an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen. Nach Beendigung des Medizinstudiums 1959 in Erlangen und der anschließenden Medizinalassistenz am Städtischen Krankenhaus Forchheim/Oberfranken begann Sitzmann 1961 die Weiterbildung zum Facharzt für Kinderheilkunde an der Erlanger Universitäts-Kinderklinik bei Prof. Dr. A. Windorfer. Während der Weiterbildung kam es auch zu Studienaufenthalten an der Universitäts-Kinderklinik Graz (Prof. Dr. E. Lorenz). Nach der Anerkennung als Facharzt im Jahre 1965 habilitierte Sitzmann zwei Jahre später, ebenfalls in Erlangen, mit einer Arbeit über den Einsatz von Mikromethoden im pädiatrischen Labor. Im gleichen Jahr wurde er zum Oberarzt der Klinik ernannt. Von 1970 bis 1977 war er als leitender Oberarzt mit der Leitung der Poliklinik mit zwei Stationen betraut. Im September 1977 erfolgte die Berufung auf den Lehrstuhl für Kinderheilkunde der Medizinischen Fakultät an der Universität des Saarlandes in Homburg. Bis zu seiner Emeritierung am 31. März 2004, also mehr als 26 Jahre lang, hat Sitzmann als Direktor die Universitätsklinik für Kinder- und Jugendmedizin in Homburg/Saar geleitet. Ein Neubau der Klinik wurde 1995 abgeschlossen und bezogen. Professor Sitzmann war wesentlich an dem Homburger Konzept beteiligt, die Frauen- und Kinderklinik in einem Zentrum zusammenzuführen – ein Vorbild für viele weitere Universitätskliniken in Deutschland. Er wirkte zwischen 1983 und 1985 auch als Ärztlicher Direktor des Homburger Universitätsklinikums, 1985/1986 als Prodekan und 1995/1996 als Dekan der Medizinischen Fakultät.

Zu Sitzmanns klinischen Schwerpunkten gehörten pädiatrische Laboratoriumsdiagnostik (insbesondere Mikromethoden), angeborene Stoffwechselstörungen mit dem Schwerpunkt Galaktosestoffwechselstörungen, Infektionskrankheiten sowie Impfstudien/Impfstoffe. Impfungen im Kindesalter stellten auch seinen langfristigen wissenschaftlichen Schwerpunkt dar.

Intensiv widmete er sich der Kooperation der Medizinischen Fakultät mit der Universität Damaskus und anderen syrischen Universitäten was 2002 durch die Verleihung der Ehrendoktorwürde seitens der Universität Damaskus gewürdigt wurde. Auch setzte sich Professor Sitzmann für die Kinderklinik der Universität Conakry/Guinea ein, indem er viele Ärzte dieser Klinik ausbildete. Dieses Engagement wurde ebenfalls mit einer Ehrendoktorwürde gewürdigt.

1985 wurde Professor Sitzmann für seine Verdienste um die ärztliche Fortbildung die Ernst-von-Bergmann-Plakette der Bundesärztekammer verliehen. Außerdem wurde er 2001 für Verdienste um das Ansehen der Ärzteschaft des Saarlandes von der Landesärztekammer mit der Carl-Erich-Alken-Medaille ausgezeichnet. Professor Sitzmann war Ehrenmitglied der Süddeutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin, deren Mitbegründer er war, und auch Ehrenmitglied der Österreichischen Gesellschaft für Kinderheilkunde und Jugendmedizin. Ferner war er seit 1983 Mitglied der Ethik-Kommission bei der Ärztekammer des Saarlandes und von 1983 bis 2003 Mitglied der Ständigen Impfkommission am Robert Koch-Institut, Berlin. Außerdem gehörte er den Wissenschaftlichen Beiräten der Zeitschriften pädiatrische praxis, Klinikarzt und Medizinische Welt an.

Mit der Klinischen Pädiatrie war Professor Sitzmann insgesamt 37 Jahre verbunden. Seine Mitarbeit begann 1970 mit der Aufnahme ins Herausgebergremium unter W. Burmeister (Bonn); damals hatte die Zeitschrift noch den Titel Archiv für Kinderheilkunde. Als verantwortlicher Schriftleiter hat Friedrich Carl Sitzmann ab 1982 zusammen mit G. Heimann (Aachen) und von 2006 bis 2007 mit U. Göbel (Düsseldorf) die Klinische Pädiatrie herausgeberisch betreut. Professor Sitzmann stand stets mit Kompetenz, mit persönlicher Erfahrung und mit Herz hinter „seiner” Zeitschrift. Im Jahre 2001 wurde die Klinische Pädiatrie in den Georg Thieme Verlag eingegliedert, zur Thieme Verlagsgruppe gehörte sie bereits seit 1971. Thieme hat Professor Sitzmann nicht nur für die langjährige Führung der Klinischen Pädiatrie viel zu verdanken. Mit dem Kurzlehrbuch „Pädiatrie” aus der Dualen Reihe gelang ihm eine prägnante Darstellung des gesamten Fachs in didaktisch einzigartiger Form. Das Buch erschien seit 1995 in drei ungemein erfolgreichen Auflagen, ein Standardwerk für die ärztliche Ausbildung.

Die zahlreichen Eckpunkte im Lebenslauf, die Mitwirkung in diversen Kommissionen und die zahlreichen Auszeichnungen verdeutlichen, wie Professor Sitzmann durch sein Wirken und sein unbändiges Engagement die Pädiatrie wesentlich geprägt und Akzente gesetzt hat. Er war präsent und für viele ein gefragter und wichtiger Ratgeber. Sein Lebenswerk galt der Lehre und der Forschung, wobei das Wohl seiner kleinen Patienten für ihn immer an erster Stelle stand. Der Beruf des Pädiaters war für ihn der schönste, den es gibt – bereits als kleiner Junge wollte er Kinderarzt werden. Alle, die Friedrich Carl Sitzmanns Hilfsbereitschaft und seine Freundlichkeit lieben und schätzen gelernt haben, werden ihm ein ehrendes Gedenken bewahren.

Herausgeber und Verlag

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