Endoskopie heute 2010; 23 - FV29
DOI: 10.1055/s-0030-1251649

Biliäre Infektionen/Kolonisationen nach Lebertransplantation: Häufigkeit, Risikofaktoren und Abhängigkeit von der biliären Intervention

D Gotthardt 1, KH Weiss 1, F Chahoud 2, P Sauer 2
  • 1Universitätsklinik Heidelberg, Innere Medizin IV, Heidelberg, Germany
  • 2Universitätsklinik Heidelberg, Interdisziplinäres Endoskopiezentrum, Heidelberg, Germany

Hintergrund: Eine Cholangitis ist eine regelmäßige Komplikation bei pathologischen Gallengangsveränderungen. Daten zu bakteriellen und fungalen Cholangitiden könnten das periinterventionelle Vorgehen verbessern. Bislang liegen wenige Daten zu bakteriellen Cholangitiden, endoskopischen Interventionen und Überleben bei Patienten nach Lebertransplatation vor.

Material und Methoden: Galleproben wurden während 911 ERC-Untersuchungen (279 LTx, 143 PSC, 83 Gallengangssteine, 209 Malignome, 196 andere) gewonnen und mikrobiologisch untersucht. Der Einfluss von verschiedenen Risikofaktoren sowie der Anzahl der ERC und/oder endoskopischen Interventionen wurde mittels Mann-Whitney-U oder Chi-Quadrat und das 18-Monats-Überleben mittels Kaplan-Meier getestet.

Ergebnis: 29,6% aller Proben waren steril. 51,9% hatten Darmbakterien, 24,0% Candida und 28,6% andere Bakterien. Enterococcus spp. waren die häufigsten Erreger (37,7% aller Proben), gefolgt von E. coli (13,2%). Unter den fungalen Erregern befanden sich ausschließlich Candida spp. C. albicans (77,3% aller fungalen Erreger), dann C. glabrata (16,7%). Risikofaktoren für eine biliäre Infektion mit Darmbakterien oder Candida waren: Zeit nach erster ERC (p<0,001/0,044) Alter (p<0,001/<0,001), klinische Symptomatik (p<0,001/0,001), CRP (p<0,001/<0,001) und das Vorliegen eines weiteren Erregers (p<0,001/p<0,001), Grunderkrankung (p<0,001/ <0,001). In einer Subgruppenanalyse bei Patienten nach Lebertransplantation war das Überleben bei Vorliegen eines multiresistenten Erregers und/oder Darmbakterien signifikant verkürzt (p=0,01 bzw. P=0,04). Das verkürzte Überleben beim Vorhandensein von Darmbakterien war aber ausschließlich durch das Vorliegen von multiresistenten Erregern bedingt. Obwohl das Vorhandensein eines Erregers mit einer vorangegangenen Intervention korreliert war, hatte eine erhöhte Zahl von ERC und/oder notwendigen Interventionen keinen Einfluss auf das 18-Monats-Überleben.

Schlussfolgerung: Das Vorliegen einer biliären Infektion kann anhand von Risikofaktoren abgeschätzt werden. Obwohl die Anzahl von ERC und/oder endoskopischen Interventionen, dass Risiko für das Vorliegen einer bakteriellen Infektion erhöht, wird das Überleben bei Patienten nach Lebertransplantation durch die Anzahl von ERC/Eingriffen nicht negativ beeinflusst.