Zusammenfassung
Ziel der Studie: Überprüfung der Validität der Schätzwerte von Größe, Gewicht und des daraus resultierenden
Body-Mass-Index (BMI) von Jugendlichen, Identifizierung von Einflussfaktoren eventueller
Abweichungen von den Messwerten sowie die Generierung geeigneter Korrekturfaktoren.
Methodik: Im Rahmen der Kieler Adipositas-Präventionsstudie (KOPS) wurden bei 2 706 12- bis
17-jährigen Jugendlichen Körpergröße und -gewicht sowohl von den Jugendlichen selbst
geschätzt (Schätzwerte), als auch durch geschultes Personal gemessen (Messwerte).
Abweichungen zwischen den Werten sowie Einflussfaktoren dieser Abweichungen wurden
bestimmt. In einer Zufallsstichprobe (n=941) wurden Algorithmen für die Korrektur
der Schätzwerte generiert und in einer weiteren Zufallsstichprobe (n=946) validiert.
Ergebnisse: Eine Überschätzung der Größe und eine Unterschätzung des Gewichts resultierten in
teils erheblichen Abweichungen zwischen Schätz- und Messwerten des BMI. Mädchen unterschätzen
ihren BMI mehr als Jungen (−0,8±1,0 kg/m2 vs. −0,4±1,1 kg/m2 ; p<0,01), Adipöse und Übergewichtige mehr als Normalgewichtige (Jungen: −1,4±1,4 kg/m2 vs. −0,3±0,9 kg/m2 ; p<0,01; Mädchen: −1,6±1,3 kg/m2 vs. −0,7±1,0 kg/m2 ; p<0,01). Bei Verwendung der Schätzwerte wurde die Prävalenz von Übergewicht bzw.
Adipositas bei Jungen um 2,0% bzw. 1,5% und bei Mädchen um 2,2% bzw. 2,0% unterschätzt.
Als Einflussfaktoren auf die Abweichungen wurden das Geschlecht und der Ernährungszustand
identifiziert. Die Korrektur der Schätzwerte des BMI führte zu einer Annäherung der
korrigierten Prävalenz an die tatsächliche Prävalenz von Übergewicht. Unterschätzungen
blieben jedoch bestehen.
Schlussfolgerung: Selbstangaben von Größe und Gewicht weichen teils erheblich von den Messwerten ab
und führen zu fehlerhaften Einschätzungen der Prävalenz von Übergewicht und Adipositas
bei Jugendlichen. Eine Korrektur der Schätzwerte ist zwar möglich, valide Werte können
jedoch nur durch eine Messung erfasst werden.
Abstract
Objectives: The aim of this study was to assess the validity of self-reported height and weight
and resulting body-mass-index (BMI) in adolescents, to identify influencing factors
and to generate appropriate algorithms for the correction of self-reported values.
Methods: In the Kiel Obesity Prevention Study (KOPS) height and weight were assessed in 2 706
12- to 17-year-old adolescents by self-report and by measurements. Differences between
self-reported and measured values were calculated. Algorithms for correction of self-reported
data were generated in a random sample (n=941) and validated in another random sample
(n=946).
Results: Overestimation of height and underestimation of weight resulted in a remarkable underestimation
of BMI. Girls underestimated BMI more than boys (−0.8±1.0 kg/m2 vs. −0.4±1.1 kg/m2 ; p<0.01), overweight adolescents underestimated more than normal weight adolescents
(boys: −1.4±1.4 kg/m2 vs. −0.3±0.9 kg/m2 ; p<0.01; girls:−1.6±1.3 kg/m2 vs. −0.7±0.8 kg/m2 ; p<0.01). Prevalence of overweight and obesity was underestimated by 2.0% and 1.5%,
respectively, in boys and by 2.2% and 2.0%, respectively in girls. Differences between
self-reported and measured values were influenced by gender and weight status. Correction
of self-reported data resulted in approaching the valid overweight prevalence. However,
underestimations persisted.
Conclusions: Self-reported height, weight and BMI calculated from these values are discrepant
from measured data and cause underestimation of the prevalence of overweight and obesity
in adolescents. Correction of self-reported values is possible. However, valid data
can only be assessed by measurements of height and weight.
Schlüsselwörter
Selbsteinschätzung - Body-Mass-Index - Validität - Übergewicht - Jugendliche
Key words
self-report - body-mass-index - validity - overweight - adolescents